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Sperrholz - Ökobilanz

Holzbaustoffe

Sperrholz besteht aus mindestens drei aufeinander geleimten Holzlagen, deren Faserrichtungen sich i.d.R. im rechten Winkel kreuzen. Grob unterschieden wird in Stab- oder Stäbchensperrholz (Tischlerplatten), bei dem die Mittellage aus Vollholzleisten oder hochkantgestellten Furnierstreifen besteht, und Furniersperrholz (Multiplex), das aus einer Anzahl von mindestens fünf kreuzweise verleimten Furnierlagen besteht. Bei Furnierschichtholz (Kerto, Microllam) verlaufen alle Furniere nur in Längsrichtung oder vereinzelt auch quer (Kerto Q).
Eine neuere Entwicklung ist Brettsperrholz (3-Schicht-Massivholzplatten), bei dem dünne Bretter aus Nadelholz kreuzweise in drei Lagen zu großformatigen Massivholzplatten verleimt werden.

Herstellung

Energieverbrauch (Graue Energie)
Stabsperrholz
ca. 4 700 MJ/m³
Furnierschichtholz
Furnierdicke 3 mm
ca. 5 440 MJ/m³
Spanplatte
8% Formaldehydleim
ca. 5 600 MJ/m³
Brettsperrholz
5% PVAc-Leim
ca. 4 320 MJ/m³
Schadstoffe
- vorwiegend aus der Energieerzeugung zur Holztrocknung und Leimherstellung
Bestandteile (in Massen-%)
Furniersperrholz I:
ca. 90% →Tropenholz (aus nachhaltiger Forstwirtschaft)
ca. 10% Phenol-Melaminharze
Stabsperrholz:
ca. 97% Nadelholz (Lärche oder Fichte)
ca. 3% Melaminharz-Leim
Furniersperrholz II:
92% Fichte (Herkunft Finnland)
8% Phenol-Formaldehydleim (PF)
8% Biozide (Giftklasse IIIB)
Verfügbarkeit der Rohstoffe
- ausreichend (für Holz als nachwachsender Rohstoff)
- begrenzt (für Bindemittel aus Erdölprodukten)

Nutzung

- Phenol- oder Melaminleim: keine oder nur geringe Formaldehydemissionen
- Holzstaubkonzentration in der Luft von Arbeitsbereichen nach TRK: 2 mg/m³; Holzstaubbelastung (ohne Eichen- und Buchenholzstaub), Einstufung GISBAU: Gefahr der Sensibilisierung; EG-Kategorie K3: Stoffe, die wegen möglicher krebserregender Wirkung beim Menschen Anlass zur Besorgnis geben, über die jedoch nicht genügend Informationen für eine befriedigende Beurteilung vorliegen.

Rückbau

Entsorgung
- thermische Verwertung in zugelassenen Feuerungsanlagen
Verwertung
- hochwertige energetische Verwertung in speziellen Holzverbrennungsanlagen
Rückbauaufwand
- gering bis hoch (je nach Einbausituation)

Zusammenfassung

Sperrholz bezeichnet eine Art von Holzwerkstoffen, bei der Absperrschichten aus kreuzweise angeordneten dünnen Furnierlagen vorhanden sind. Es können ganze Platten oder nur Deckschichten aus Furnieren bestehen. Hauptsächlich wird Buchenholz und Nadelholz verwendet. Die Furniere werden aus Stammholz oder Blöcken geschält oder geschnitten.
Baufurnierplatten sind für tragende Konstruktionen im Holzbau besonders geeignet bzw. in einigen Anwendungsbereichen unersetzbar (höchste E-Moduln und Festigkeiten unter den Holzwerkstoffplatten).
In Deutschland betrug der Verbrauch an Sperrholz für das Jahr 1993 ca. 1,2 Mio. m³, davon wurden etwa 430000 m³ Sperrholz in Eigenproduktion erzeugt.
Nachhaltigkeit:
Als Rohstoffe benötigt Sperrholz zumindest für die Deckschichtfurniere ausgesuchte Holzqualität. Bei Tischlerplatten können für die Mittellage Vollholzleisten aus Nadelholz minderer Qualität eingesetzt werden. Für 1 m³ Furnierplatten werden 2,3 m³ Rohholz, für 1 m³ Tischlerplatten 2 m³ Rohholz verbraucht.
Etwa die Hälfte des in Deutschland gehandelten Sperr- und Furnierholzes besteht aus →Tropenholz. Im Jahr 1997 wurden 474 000 m³ →Tropenholz als Sperrholz und 139 000 m³ als Furnierholz importiert. Das Sperrholz stammt zu 75 % aus Asien/Ozeanien, die Furniere zu über 60 % aus Afrika (Außenhandelsstatistik der Bundesrepublik Deutschland).
Bei Stabsperrholz werden zunächst die Vollholzleisten (Stäbe) der Mittellage zu einer Platte zusammengeleimt und dann beidseitig Furniere aufgebracht. Bei Furniersperr- und -schichtholz werden Furnierlagen miteinander zu Platten verleimt und verpresst. Für Furnierschichtholz beträgt der Primärenergieaufwand 5 900 MJ/m³. Dabei werden etwa 1000 kg Nadelholz und 38 kg Kleber eingesetzt.
Fazit:
Die Baustoffgruppe der Sperrholz- und Furnierplatten lässt wegen der unterschiedlichen Art und Herkunft des Holzes und der verschiedenen Verarbeitungsformen keine einheitliche Bewertung zu. Allgemein gilt für Sperrholz, dass über den gesamten Lebensweg von der Herstellung bis zur Entsorgung weniger Energie verbraucht wird als aus dem Produkt erzeugt werden kann („Plusenergieprodukt“). Einen geringen Aufwand an Grauer Energie erfordert Sperrholz (3-Schicht-Massivholzplatten, Tischlerplatten) aus heimischem Holz. Mit höherem Transportaufwand steigt der Primärenergieeinsatz (um bis zu 5 MJ/kg z.B. für Okume aus Gabun, Ahorn aus Kanada, Fichte aus Finnland). Bei Furnierschichtholz aus dünnen Furnierlagen (d = 1,5 mm) liegt die Graue Energie aufgrund des höheren Verarbeitungsaufwands und größerem Leimverbrauch um die Hälfte höher als bei Platten aus dicken Furnierlagen (d = 3 mm). Ein hoher Anteil der Importprodukte ist aus →Tropenholz hergestellt. Nur mit dem FSC-Siegel wird derzeit der Nachweis einer nachhaltigen Nutzung erbracht..
Zur Verleimung der Platten sind vorwiegend formaldehydarme Phenol- oder Melaminharze im Einsatz, möglicherweise aber auch formaldehydreiche UF-Leime. Orientierung für Sperrholz bietet das Umweltzeichen RAL-UZ-38 (Blauer Engel), das u.a. Art und Herkunft des Holzes sowie die Formaldehydemissionen berücksichtigt.

Quellen

- Deutsche Gesellschaft für Holzforschung (Hrsg.): Holz, Rohstoff der Zukunft, München 2001
- eco-devis Nr. 624 (Schreinerarbeiten), Trägerverband eco-devis c/o Hochbauamt des Kantons Bern, 2000
- Hasch, J.: Ökologische Betrachtung von Holzspan- und Holzfaserwerkstoffen, Dissertation Univ. Hamburg 2001

Die vorliegenden Datenblätter wurden mit freundlicher Genehmigung des Blok Verlag dem Buch "Nachhaltiges Bauen in der Praxis" entnommen.

Verfasser der Baustoff-Datenblätter:
Bernhard Kolb, seit über 30 Jahren tätig im Bereich energieeffizientes und nachhaltiges Bauen. Zahlreiche Veröffentlichungen zum Thema.

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