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Blähton - Ökobilanz

Wärmedämmstoffe

Herstellung von Blähton: Ton wird aufbereitet, gemahlen und unter Zugabe von Wasser (bei Bedarf zusätzlich Eisenoxid) zu Kügelchen granuliert und bei ca. 1 200 °C gebrannt; die Blähung erfolgt durch eigenentwickelte Blähgase, während die Oberfläche versintert;
Verwendung: als Leichtzuschlag für Mauersteine, Beton, Mörtel/Putz, lose als Dämmstoff für Wärme-, Feuchtigkeits- und Trittschallschutz; die Blähton-Kügelchen werden eingeblasen oder eingeschüttet.
Eigenschaften: nicht brennbar A1, unverrottbar, ungeziefersicher, alterungsbeständig, frostbeständig

Herstellung

Energieverbrauch (Graue Energie)
Blähton
5,0 MJ/kg
Blähglimmer
5,7 MJ/kg
Perlite
9,3 MJ/kg
Blähglas-Granulat
2,1 MJ/kg (Werksangabe)
Schadstoffe
hauptsächlich Emissionen aus Verbrennungsgasen
Bestandteile
Tonmineralien, evtl. Filterstäube als Zusatz
Verfügbarkeit der Rohstoffe
Tonmineralien in der für Blähton geeigneten Konsistenz und in lohnenden abbaufähigen Mengen in Deutschland nur noch begrenzt vorhanden

Nutzung

Schadstoffe bei der Verar­beitung am Bau und im eingebauten Zustand
Staubbelastung beim Einbau: MAK-Wert 6 mg/m³

Rückbau

Entsorgung
als Bauschutt deponierbar
wiederverwendbar
Verwertung
loses Schüttgut kann aufgenommen bzw. abgesaugt, abgesackt und als Dämmstoff wiederverwendet werden (bislang keine Recyclinglogistik vorhanden)
Rückbauaufwand
gering (für loses Schüttgut)

Zusammenfassung

Blähton wird als Leichtzuschlag für Blähton-Leichtbetonsteine (Liapor, Leca) und Leichtbetone sowie als Schüttdämmstoff eingesetzt.
Nachhaltigkeit:
Geeignet als Rohstoff für die Herstellung von Blähton sind nur besondere Tone, die aus den Ablagerungen der Jurameere stammen und gleichmäßig fein verteilte organische Bestandteile aufweisen. Als zusätzliche Rohstoffreserven kommen Begleittone des nordböhmischen Kohlereviers infrage. Die inländischen Vorräte reichen noch einige Jahrzehnte. Abbaufähige Vorkommen sind auf wenige Abbaustätten beschränkt, der Ton wird im Tagebau gewonnen. Zum Teil wird Blähton aus dem Ausland bezogen (Tschechien, Österreich). Vor Verarbeitung bleibt der Ton im allgemeinen ein Jahr auf Halde. Bei Bedarf werden der Rohmasse als Blähhilfsmittel Eisenoxid, Ligninsulfonat (Reststoff aus der Papierherstellung) oder Filterstäube zugemahlen. Die Tonkügelchen durchlaufen ein Drehrohrofensystem, blähen bei ca. 1200 °C auf und bilden eine gesinterte Außenhaut. Künstliche Zusätze und chemische Porenbildner werden nicht verwendet.
Hauptenergieträger sind Heizöl und Kohle. Ein Hersteller nutzt zusätzlich das Biogas einer nahe gelegenen Mülldeponie. Daneben werden auch größere Anteile erneuerbarer Energieträger oder Sekundärstoffe eingesetzt (z.B. Sägespäne, Kiefernölpech, Textilschnitzel). Ökotoxisch relevant sind beim Herstellungsprozess vor allem Emissionen in die Atmosphäre, besonders Stickoxide, Schwefeldioxide, Fluor und Kohlenwasserstoffe.
Bei der Produktion entstehen keine Nebenprodukte oder Abfälle. Sämtliche in der Produktion anfallenden Reste unterschiedlicher Körnung können verwendet werden, sei es als Kügelchen oder gebrochen als Sand (Zuschlagstoff für Leichtmörtel, Leichtbetone, Blähton-Leichtbetonsteine).
Insgesamt ergibt sich für die Herstellung je nach eingesetztem Energieträger und abhängig von der Schütt- und Kornrohdichte ein mittlerer bis hoher Bedarf an Grauer Energie (ca. 700 - 3500 MJ/m³ bei Schüttdichte 300-700 kg/m³). Ebenfalls hoch, insbesondere bei Einsatz von Heizöl schwer, ist das Treibhauspotential (ca. 96 kg CO2 -Äq./m³). Mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,10 bis 0,16 W/mK spielt Blähton als Wärmedämmstoff lediglich eine untergeordnete Rolle. Um befriedigende Wärmeschutzwerte zu erreichen, müssen sehr dicke Dämmschichten eingeplant werden. Dabei potenziert sich auch der Grauenergiewert. In der Nutzungsphase gehen von Blähton weder Umwelt- noch Gesundheitsbelastungen aus, beim Einbau sind wegen möglicher Staubbelastung Arbeitsschutzmaßnahmen einzuhalten.
Fazit:
Für die Herstellung von Blähton werden besondere Tone benötigt, die als abbaufähige Vorkommen in und um Deutschland nur noch begrenzt vorhanden sind. Die Herstellung von Blähton als Brennprodukt ist sehr energieaufwendig, zur Reduzierung des Verbrauchs an nicht erneuerbaren Energieträgern sind Sekundärbrennstoffe einsetzbar. Bei der Nutzung gehen von Blähton keine Umwelt- und Gesundheitsbelastungen aus. Mit einem Wärmeleitwert von 0,10 W/mK kann Blähton nur noch sehr bedingt als Wärmedämmstoff gelten. Steht eine hohe Wärmedämmleistung im Vordergrund, sollten Alternativen wie z.B. Perlite, Zellulose oder Blähglas gewählt werden. Eine Wiederverwendung des losen Schüttguts ist möglich, sofern sich Abnehmer finden lassen.

Quellen

ECOBIS 2000 (Ökologisches Baustoffinformationssystem des Bundesministeriums für Verkehr, Bauund Wohnungswesen (BMVBW) und der Bayerischen Architektenkammer)
Mötzl, H., Zelger, T. (Hrsg.: IBO Österreichisches Institut für Baubiologie und -ökologie, Donau-Universität Krems, Zentrum für Bauen und Umwelt): Ökologie der Dämmstoffe, Wien 2000

Die vorliegenden Datenblätter wurden mit freundlicher Genehmigung des Blok Verlag dem Buch "Nachhaltiges Bauen in der Praxis" entnommen.

Verfasser der Baustoff-Datenblätter:
Bernhard Kolb, seit über 30 Jahren tätig im Bereich energieeffizientes und nachhaltiges Bauen. Zahlreiche Veröffentlichungen zum Thema.

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