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Stein-Bodenbeläge - Ökobilanz

Bodenbeläge

Steinbeläge sind harte Bodenbeläge aus Stein- oder Keramikmaterial. Es stehen Platten aus Naturstein, zement- oder kunststoffgebundenem Naturstein (= Kunststein) oder gebranntem Ton (keramische Fliesen) zur Auswahl.
Eigenschaften: formbeständig, tritthart, wasser- und weitgehend lösungsmittelfest, abriebfest, eindruckfest, geeignet für Fußbodenheizung, nicht brennbar, besonders geeignet für Verkehrs- und Nassbereiche

Herstellung

Energieverbrauch (Graue Energie)
Keramikplatten, 5 mm
ca. 75-235 MJ/m²
Natursteinplatten, 15 mm
15-21 MJ/m²
Kunststeinplatten, 10 mm
ca. 21 MJ/m²
Schadstoffe
- vor allem Emissionen aus der Energiebereitstellung
Bestandteile
Natursteinplatten
Erstarrungs-, Ablagerungs- oder Umwandlungsgesteine
Kunststeinplatten
ca. 13% Zement oder Kunstharze, spezielle Steinzuschläge
Keramikplatten
Kaolin/Ton, Feldspat, Recycling-materialien, ggf. Quarz
Verfügbarkeit der Rohstoffe
- ausreichend (mit Ausnahme von raren Gesteinen wie Marmor)
- begrenzt (Kunstharze)

Nutzung

Schadstoffe bei der Verarbeitung am Bau
- evtl. Staubbelastung beim Sägen und Bohren
- evtl. durch Fluatieren von Kunststeinoberflächen (Fluorsilikat ist gesundheitsschädlich)
Schadstoffbelastung im eingebauten Zustand
- nein
- (evtl. leicht erhöhte Radioaktivität bei Granit oder keramischen Fliesen)

Rückbau

Entsorgung
- Ablagerung auf Bauschuttdeponie
Verwertung
- zerstörungsfreier Ausbau von Platten evtl. möglich, sonst Verwertung zu Kies/Sand
Rückbauaufwand
- gering bis hoch

Zusammenfassung

Steinbeläge sind harte Beläge aus mineralischen Grundstoffen und eignen sich als Boden- oder Wandbelag. Keramische Fliesen erhalten bei Bedarf eine Glasurschicht. Die Oberflächenhärte und -dichte bestimmt den Anwendungsbereich (Härtegrade von 1 bis 5; 5 = höchste Beanspruchung). Hochglänzende Glasuren sind kratzempfindlich, mattglänzende oder unglasierte Oberflächen sind meist robust und unempfindlich gegen Verschmutzung und Verkratzung. Ein Großteil der keramischen Fliesen stammt aus Südeuropa.
Nachhaltigkeit:
Naturwerkstein findet sich als Baustoff in nahezu fertiger Form in der Natur und wird in Steinbrüchen oberflächennah abgebaut. Der Aufwand für Gewinnung und Bearbeitung ist i.allg. gering. Bei Kunststeinplatten erhöht sich vorwiegend durch den →Zement- oder Kunstharzanteil der Energieaufwand für die Herstellung. Kunststeinplatten stammen meist aus regionalen betonverarbeitenden Betrieben, Natursteine kommen aus heimischen Steinbrüchen oder als Folge des aggressiven Preiswettbewerbs auch aus Brasilien, Indien, China oder Afrika. Die Transportenergie hat einen wesentlichen Einfluss auf die ökologische Bilanz (Tab. 2).
In der Nutzungsphase gehen von Steinbelägen keine kritischen Emissionen aus. Lediglich einige dunkle Granite können möglicherweise radioaktiv strahlen. Zur Verbesserung von Haltbarkeit und Pflegeeigenschaften von Naturstein sind keine Oberflächenbeschichtungen nötig. Alte, stark verkratzte Oberflächen lassen sich durch Abschleifen evtl. wieder erneuern. Nachhaltige Schäden an Plattenbelägen können durch herabfallende Gegenstände oder auch durch Bewegungen im Untergrund (Schwinden des Betons) verursacht werden und sind nur schwer zu reparieren. Sofern Ersatzplatten verfügbar sind, lassen sich jedoch beschädigte Platten mit relativ geringem Aufwand austauschen. Bei schwierigem instabilem Untergrund sind kleinformatige Platten empfehlenswert, damit sich Spannungsrisse evtl. über die Fugen ableiten lassen. Besser eignen sich für rissegefährdete Fußböden →elastische Bodenbeläge.
Keramische Fliesen werden ausschließlich aus mineralischen Rohstoffen gebrannt. Die Rohstoffe Ton, Feldspat und Kaolin werden im Tagebau gefördert. Daneben lassen sich wiederaufbereitete Materialien aus der Produktion wie z.B. Rohbruch oder Recyclingglasur einsetzen. Die Grund- und Zusatzstoffe werden gemahlen, miteinander vermischt und bei 500 °C getrocknet. In hydraulischen Pressen entstehen bei Drücken von ca. 300 bar Rohlinge, die anschließend ca. 60-80 Minuten bei 60-70 °C weiter getrocknet werden. Nach Auftrag der Glasur erfolgt das Brennen je nach Art des Produkts bei 950 °C bis 1.400 °C. Für Bodenfliesen werden je nach Ofentechnik ca. 1.100 °C - 1.300 °C angewendet. Bei 40-50 Minuten Verweilzeit im Rollenofen beträgt die erforderliche Energiemenge für gebrannte Steinzeugfliesen ca. 2,35 MJ/kg (Villeroy & Boch). Bei Einsatz von Tunnelöfen liegt die Energiemenge um den Faktor 5 höher. Vor allem der Hochtemperaturprozesses beim Brennen belastet den Energiebedarf (gesamt ca. 270 MJ/m² Belagssystem). Die Radioaktivität uranhaltiger Glasuren stellt heute i.allg. kein Problem mehr dar. Bei Fliesen aus dem Ausland empfiehlt sich jedoch eine Anfrage.
Das Verlegen der Stein-Bodenbeläge erfolgt mit einem →Dünnbettmörtel oder bei der Dickbettmethode mit einem chromatarmen →Zement- oder Trasszementmörtel (empfehlenswert: GISCODE ZP1). Sofern der Untergrund einen reinen Kunststoffkleber erfordert, sollten lösemittelfreie GISCODE D1-Kleber bevorzugt werden. Alte Plattenbeläge können als Bauschutt entsorgt oder zu Recyclingkies oder -sand weiterverarbeitet werden. Bei hochwertigen Platten rentiert sich evtl. auch der Versuch eines zerstörungsfreien Ausbaus.
Fazit:
Stein-Bodenbeläge erreichen bei geeigneter Farbwahl eine sehr hohe Lebensdauer und sind insbesondere für Verkehrsflächen und den Objektbereich wirtschaftlich und ökologisch sehr günstig. Optimale Lösungen lassen sich erzielen, wenn für die vorgesehene Nutzung das richtige Produkt und der richtige Oberflächenschutz gewählt werden. Besonders zu beachten sind Abriebfestigkeit, Trittsicherheit, bei Tonplatten auch Bruchsicherheit.

Quellen

- KBOB/IPB Bundesamt für Bauten und Logistik: Bodenbeläge im Bürobau - Vergleich über 50 Jahre, Bern 2000
- Umweltbundesamt: Produktökobilanzen und ihre Anwendungsmöglichkeiten im Baubereich, Berlin 1998

Die vorliegenden Datenblätter wurden mit freundlicher Genehmigung des Blok Verlag dem Buch "Nachhaltiges Bauen in der Praxis" entnommen.

Verfasser der Baustoff-Datenblätter:
Bernhard Kolb, seit über 30 Jahren tätig im Bereich energieeffizientes und nachhaltiges Bauen. Zahlreiche Veröffentlichungen zum Thema.

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