Bauchemie
Lösemittel sind Flüssigkeiten, die andere Stoffe lösen, verdünnen, emulgieren oder suspendieren, ohne sie chemisch zu verändern. Neben Wasser finden vor allem organische Kohlenwasserstoffe Verwendung. Zu den bedeutensten
Lösemittelquellen gehören Farben, Lacke und Kleber.
Herstellung
Energieverbrauch (Graue Energie)
Parkettversiegelung Hartöl Naturharz, ca. 70%
Lösemittel
ca. 29 MJ/kg
Parkettversiegelung Hartöl Naturharz, 2%
Lösemittel
ca. 27 MJ/kg
Emissionen
- die Luftbelastung aus 1 MJ Grauer Energie entspricht etwa der von 2 g
Lösemittelemissionen
Bestandteile
- hauptsächlich Kohlenwasserstoffe
Verfügbarkeit der Rohstoffe
- begrenzt (für Erdöl- oder Erdgasprodukte)
- ausreichend (für pflanzliche Naturprodukte wie z.B. Ethanol (Spiritus), Terpene
Nutzung
Schadstoffe bei der Anwendung und während der Nutzungsphase
- Kohlenwasserstoffemissionen bzw. deren atmosphärische Umwandlungsprodukte (Photo-oxodantien) wirken pflanzenschädigend (u.a. Faktor für Waldsterben) und tragen zum Sommersmog und zur Verstärkung des Treibhauseffektes bei; eingeatmete
Lösemitteldämpfe wirken hirn- und nervenschädigend, die Schädigung von Nieren, Leber, Bauchspeicheldrüse und Herz ist möglich.
- Grenzwerte und Einstufungen (es werden nur Einzelstoffe aufgeführt, die ausschlaggebend sind für die Gefährdung durch diese Stoffgruppe):
Dichlormethan: MAK: 360 mg/m³ bzw. 100 ml/m³ (ppm); EG-Kategorie K3: Stoffe, die wegen möglicher krebserzeugender Wirkung beim Menschen Anlaß zur Besorgnis geben
Methanol: MAK: 260 mg/m³ bzw. 200 ml/m³ (ppm); Gefahr der Hautresorption (H)
Methylacetat: MAK: 610 mg/m³ bzw. 200 ml/m³ (ppm)
Aceton: MAK: 1200 mg/m³ bzw. 500 ml/m³ (ppm)
Toluol: MAK: 190 mg/m³ bzw. 50 ml/m³ (ppm) Bemerkung Y (TRGS 900): Ein Risiko der Fruchtschädigung braucht bei Einhaltung des Grenzwertes nicht befürchtet zu werden.
Rückbau
Entsorgung
- als Sonderabfall
Verwertung
- die Verwertung von
Lösemittelresten über Sammelstellen wird bereits praktiziert
Rückbauaufwand
- k.A.
Zusammenfassung
Lösemittel sind Flüssigkeiten, die andere, ansonsten feste Stoffe in eine verarbeitungsfähige Form bringen. Während des Verarbeitens und beim anschließenden Trocknen verdunsten sie. Abhängig von den sehr unterschiedlichen Siedepunkten kann dieser Ausgasungsprozess kürzer oder länger dauern. Organische
Lösemittel besitzen einen deutlichen, nicht immer unangenehmen Eigengeruch.
Hauptsächliche Anwendungsgebiete im Baubereich sind Anstrichstoffe, Klebstoffe, Abbeizmittel und Verdünner.
Die
Lösemittelgemische setzen sich in der Regel aus den Substanzklassen der Aldehyde, Ketone, aliphatischen und aromatischen Kohlenwasserstoffe, Alkohole und Ester zusammen. Beim Freisetzen (z.B. beim Kleben, Streichen, Lackieren) entweichen die
Lösemittel in die Raumluft und werden überwiegend über die Atmung vom menschlichen Organismus aufgenommen. In der Atmosphäre sind die flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) Vorläufersubstanzen für die Bildung von Ozon und somit mitverantwortlich für den Sommersmog.
In Westeuropa werden jährlich etwa 2 Mio. t
Lösemittel für Farben und Lacke verarbeitet. Mit der 2001 verabschiedeten
Lösemittelverordnung sind die Voraussetzungen zur Reduzierung der
Lösemittelemissionen und damit zur Verbesserung der Luftqualität und zur dauerhaften Verminderung des Sommersmogs geschaffen.
Mit praktisch 100 Prozent haben Verdünner den höchsten Anteil an
Lösemitteln. Nitrolacke kommen auf bis zu 70 Prozent, Öl- und Alkydharzlacke stehen ihnen mit 40 bzw. 50 Prozent kaum nach. Dispersionslacke auf der Basis von Acrylharzen verwenden zur Lösung Wasser. Sie können jedoch auch einen geringeren Anteil von 10 bis 15 Prozent, bei Auszeichnung mit dem Blauen Engel bis 10 Prozent
Lösemittel enthalten. Sog. „lösemittelfreie“ Produkte kommen mit weniger als 1g
Lösemittel pro Liter Farbe aus. In den „lösemittelfreien“ Farben können geringe Mengen an Weichmachern enthalten sein, die zwar definitionsgemäß nicht als
Lösemittel gelten, aber als sog. Hochsieder dennoch über einen langen Zeitraum aus dem Produkt verdunsten. TÜV-geprüfte
Anstrichmittel in E.L.F.-Qualität (Emmssionsarm,
LösemittelFrei) enthalten weder
Lösemittel noch Weichmacher.
Herkömmliche
Lösemittel wie Glykole, Xylol, Toluol, Aceton, Ester oder Testbenzin besitzen fettlösende Eigenschaften. Sie reizen die Haut und schädigen Nerven und Atemwege. Das früher verwendete Benzol ist beim Menschen krebserregend. Auch natürliche
Lösemittel, z.B. Citrusterpene, können in höheren Konzentrationen zu Reizungen der Schleimhäute führen und allergisierend wirken.
Lösemittel gefährden vor allem auch die Gesundheit der Beschäftigten. Im Maler- und Lackiererhandwerk ist das
Lösemittelsyndrom eine der häufigsten Berufskrankheiten.
Lösemittel können zudem MCS (Multiple Chemical Sensivity = vielfache Chemikalienunverträglichkeit) auslösen. Beide Erkrankungen schädigen das Nervensystem.
Fazit:
Die
Lösemittelgehalte spielen bei der ökologischen Bewertung von →
Anstrichmitteln und Klebern eine wesentliche Rolle. Aufgrund der Belastungen, die von den
Lösemittelemissionen ausgehen, sind Produkte anzuwenden, die lösemittelfrei sind oder möglichst wenig
Lösemittel enthalten. Bei der Auswahl der Produkte können der Blaue Umweltengel oder die GISBAU-Einstufung nach GISCODE und Produkt-Code (Tab. 2) eine Hilfe sein.