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Textile Bodenbeläge - Ökobilanz

Bodenbeläge

Textile Bodenbeläge sind meist Verbundstoffe aus Nutzschicht, Mittelschicht (Kleberschicht) und Rücken.
Eigenschaften: elastisch, fußwarm, trittschalldämmend, schallabsorbierend, meist für Fußbodenheizung geeignet, guter Komfort- und Behaglichkeitswert

Herstellung

Energieverbrauch (Graue Energie)
Nadelfilz Polyamid/Polypropylen mit SBR-Rücken
ca. 130-170 MJ/m²
Schurwolle mit
SBR-Rücken
ca. 80-110 MJ/m²
Kokos-Sisal mit
Jute-Flachs-Rücken
ca. 30-40 MJ/m²
Polyamidteppich mit SBR-/PU-Rücken
ca. 85-120 MJ/m²
Schadstoffe
- insbesondere durch Verbrennungsgase aus Energieprozessen
Bestandteile
textiler Kunststofffaserbelag:
40% Nylon, 10% Latex, 40% Filler, 5% Chemikalien, 5% Gewebe
textiler Naturfaserbelag:
40% Schafschurwolle, 10% Latex, 40% Filler, 5% Chemikalien, 5% Ge
Verfügbarkeit der Rohstoffe
- begrenzt für Erdölprodukte
- ausreichend für nachwachsende Rohstoffe

Nutzung

Schadstoffe bei der Verarbeitung am Bau
- vor allem durch lösemittelhaltige Kleber
Schadstoffbelastung im eingebauten Zustand
- durch Styrol-Butadien-Latex (SBR), →PVC oder Polyurethan
- durch →Pyrethroide (meist Permethrin als Mottenschutz bei Wolle)
- durch chemische Antistatika, Metallkomplex-Farbstoffe, Antischmutz-Imprägnierungen, →Flammschutzmittel (TCEP oder TCPP), Kleber

Rückbau

Entsorgung
- Verbrennung in Abfallverbrennungsanlagen (oder Zementwerken); Deponierung
Verwertung
- für Altteppichbeläge besteht ein Kreislaufsystem mit angeschlossenen Recyclingunter-nehmen; in Recyclinganlagen werden Perlon und Nylon zurückgewonnen.
Rückbauaufwand
- hoch bei vollflächiger Verklebung
- gering bei Befestigung mit Fixierkleber oder Klebeband oder loser Verlegung

Zusammenfassung

Teppichböden zählen zu den elastischen Belägen. Sie gelten als behaglich, fußwarm und trittschalldämmend.
Nachhaltigkeit:
Textbeläge werden überwiegend als Verbundstoffe hergestellt. Der Aufbau besteht häufig aus Nutzschicht, Trägerschicht (Kleber) und Rücken. Bei mind. 80 % der gehandelten textilen Bodenbeläge besteht die Nutzschicht aus Kunstfasern, bei ca. 10 % aus Naturfasern (meist Wolle). Auch Woll-Teppichböden bestehen i.d.R. zu zwei Dritteln aus Kunststoffen (für Rücken und Trägermaterial). Die Nutzschicht kann zusätzlich mit chemischen Antistatika, Antischmutz-Imprägnierungen oder Mottenschutz ausgerüstet sein.
Als ökologisch günstig sehen Verbraucherverbände Textilbeläge an, die aus reiner Schurwolle mit reinem Natur-Latex-Kleber und Wollrücken bestehen. Ökologisch akzeptabel sind auch Beläge aus einer Kokosnutzschicht mit mechanischer Verbindung zu einem Jute-Leinen-Rücken, ebenso Beläge, die sich aus Polyamidnutzschicht, Polyethylenklebstoff und textilem Polypropylen-Rücken zusammensetzen. Des weiteren akzeptabel sind konventionelle Naturfaser-Webteppiche, bei denen die Fasern mit dem Grundgewebe zu einer strapazierfähigen Nutzschicht verwoben sind. Als unkritisch gelten Zusätze wie schwermetallfreie synthetische Säurefarbstoffe und antistatische Fasern bei Synthetik-Teppichen sowie Imprägnierungen bei hellen Synthetik-Teppichen.
Abzulehnen sind nach Ansicht der Verbraucherverbände die besonders verbreiteten Polyamidteppichen, deren Mittelschicht (Kleber) ebenso aus Styrol-Butadien-Latex (SBR) besteht wie der Schaumrücken. Abzulehnen sind auch Kombinationen aus Synthetik- oder Naturfaser, SBR- oder PVC-Kleber und textilem Rücken.
Mit durchschnittlich etwa 10 Nutzungsjahren haben textile Beläge eine geringe Lebensdauer. In einer vom Ökoinsitut veröffentlichten Ökobilanz können Textilbeläge über den Zeitraum von 80 Jahren mit einem achtmaligen Herstellungs- und Entsorgungsprozess zu einer signifikanten Belastung der Gebäudebilanz beitragen. Verbessern lässt sich das ökologische Profil, wenn Altteppiche recycelt werden. Vor allem die Rückgewinnung der Polyamide ist rentabel. Sammelsysteme und Recyclinganlagen haben 2001 ihren Betrieb aufgenommen.
Teppichböden sind nur mit großem Reinigungsaufwand hygienisch sauber zu halten. Erhöhte Umweltbelastungen entstehen durch nicht bürstensaugergeeignete Teppiche und das Grundreinigen mit Teppichwaschmitteln.
Als Bodenbelagskleber empfehlenswert sind lösemittelfreie GISCODE D1-Kleber (Tab. 3). Ökologisch günstiger - sofern technisch zulässig - ist der Verzicht auf eine vollflächige Verklebung des Belages. Geeignete Teppichböden lassen sich verspannen oder mit Fixierbändern befestigen.
Fazit:
Teppich-Beläge sind behaglich, fußwarm und trittschalldämmend. Im Vergleich mit →Stein-, →Holz- und →elastischen Belägen haben sie jedoch eine kurze Lebensdauer und können nur mit einem hohen Reinigungsaufwand hygienisch sauber gehalten werden. Teppichbeläge sind deshalb sparsam und möglichst nur dann einzusetzen, wenn Schallschutzanforderungen dies bedingen oder eine kurze Nutzungszeit vorgesehen ist. Qualitativ hochstehende Teppiche verursachen zwar höhere Anschaffungkosten, diese lassen sich aber mit einer längeren Nutzungsdauer wieder amortisieren (gilt insbesondere auch für Wollteppiche). Bzgl. Schad- und Geruchsstoffen sind mindestens die Kriterien des GuT-Signets zu erfüllen, Verbraucherverbände fordern die Kennzeichnung mit dem Blauen Engel, dem TÜV-Siegel oder dem greenline-Firmenlabel (Tab. 4).

Quellen

- Verbraucher-Zentrale Niedersachsen e.V. (Hrsg.): Textile Bodenbeläge, Hannover 1998
- KBOB/IPB Bundesamt für Bauten und Logistik: Bodenbeläge im Bürobau, Vergleich über 50 Jahre, Bern 2000
- Quack, Dietlinde (Hrsg. Ökoinstitut): Einfluss von Energiestandard und konstruktiven Faktoren auf die Umweltauswirkungen von Wohngebäuden - eine Ökobilanz, Freiburg 2001

Die vorliegenden Datenblätter wurden mit freundlicher Genehmigung des Blok Verlag dem Buch "Nachhaltiges Bauen in der Praxis" entnommen.

Verfasser der Baustoff-Datenblätter:
Bernhard Kolb, seit über 30 Jahren tätig im Bereich energieeffizientes und nachhaltiges Bauen. Zahlreiche Veröffentlichungen zum Thema.

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