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Biogene Dämmstoffe - Ökobilanz

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Wärmedämmstoffe

Biogene Dämmstoffe werden aus nachwachsenden Rohstoffen wie Kork, Kokosfaser, Holz, Baumwolle, Schafwolle und in neuerer Zeit auch Flachs oder Hanf hergestellt; zunehmend spielen Recyclingstoffe wie Zellulose und Sekundärstoffe, z.B. Restholz und Stroh eine Rolle, hauptsächlich verarbeitet zu Platten, Matten, Vliesen; z.T. auch als Schüttgut, Einblasdämmstoff oder Aufspritzdämmung erhältlich.

Herstellung

Energieverbrauch (Graue Energie)
Dämmvlies aus Flachs
ca. 34 MJ/kg
Zellulosefasern
ca. 4 MJ/kg
Holzfaserplatten
ca. 15-20 MJ/kg
Baumwollefilz
ca.17,6 MJ/kg
Korkplatten
ca. 12,7 MJ/kg
Bestandteile
Hauptbestandteil sind nachwachsende Rohstoffe
z.T. Zusatz von Brand- und Insektenschutzmitteln
Verfügbarkeit der Rohstoffe
i.d.R. ausreichend

Rückbau

Entsorgung
Wertstoff für die energetische oder stoffliche Verwertung
Verwertung
thermische Verwertung i.d.R. der geeignetste Entsorgungsweg
Rückbauaufwand
keine Angaben

Zusammenfassung

Unter biogenen Dämmstoffen sind Produkte zu verstehen, die aus nachwachsenden Rohstoffen erzeugt werden. In der Praxis bewährt haben sich bereits biogene Dämmstoffe aus Holzfasern, Kork, Kokosfaser, Schaf- und Baumwolle. In jüngerer Zeit wird von seiten der Landwirtschaft versucht, den heimischen Anbau von Faserpflanzen wie Flachs und Hanf zu forcieren, um damit u.a. geeignete Rohstoffe für den Dämmstoffmarkt bereitzustellen (vgl. Flachs-Dämmstoffe, Hanf-Dämmstoffe).
Insgesamt machen Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen etwa 3 % des Dämmstoffmarktes aus. Nach Schätzungen der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) läßt sich der Anteil mittelfristig auf 10 % ausweiten. Haupthindernis ist der hohe Preis für biogene Dämmstoffe (2-4 mal teurer als konventionelle Materialien). Konkurrenz im eigenen Lager erfahren landwirtschaftlich erzeugte Produkte wie Flachs oder Hanf durch biogene Recyclingmaterialien (Zellulose) sowie durch Schwachholz und landwirtschaftliche Nebenprodukte (Stroh), von denen große Mengen zur Verfügung stehen. Aus diesen „Abfall“-Stoffen lassen sich sehr umweltverträgliche Produkte herstellen, dazu noch zu wesentlich geringeren Kosten als Flachs oder Hanf.
Als Hauptgrund für den Kauf biogener Dämmstoffe werden Vorteile für die Gesundheit genannt. Aus wissenschaftlicher Sicht bestehen hier jedoch kaum Vorteile gegenüber konventionellen Dämmstoffen. Dagegen sind biogene Dämmstoffe im allgemeinen dichter und haben eine höhere spezifische Wärmekapazität. Dies führt zu signifikanten Vorteilen beim sommerlichen Wärmeschutz und der Schalldämmung (Tab. 3).
Häufig wird auch die hohe Sorptionsfähigkeit von biogenen Dämmstoffen als Vorteil herausgestellt. Bei vorliegender hoher Baufeuchtigkeit kann sie aber von Nachteil sein, da die im Dämmstoff festgehaltene Feuchte akkumuliert. Diffusionsfähige, aber gering sorptionsfähige Dämmstoffe wie Glas- oder Steinfasern schneiden hier besser ab. Deshalb muss das ungünstigere Sorptionsverhalten der biogenen Dämmstoffe durch entsprechende konstruktive Maßnahmen ausgeglichen werden.
Im allgemeinen ist bei der Verarbeitung „ökologischer“ Dämmstoffe ein viel zu sorgloser Umgang speziell bei Zuschnitt und Einbau zu beobachten. Alle biogenen Faserdämmstoffe verursachen bei der Verarbeitung Faserstaubemissionen, z.T. in erheblichem Maße. Hinsichtlich potentieller Gesundheitsgefährdung sind Grenzwerte für Staubkonzentrationen resp. wirksame Arbeitsschutzmaßnahmen einzuhalten.
Der Umweltvorteil der Dämmstoffproduktion ist außerdem eng verknüpft mit dem Energieverbrauch. Insgesamt zeigt sich für biogene Dämmstoffe ein Energievorteil gegenüber konventionellen Produkten. Dieser fällt aber nicht so hoch aus, wie das durch die häufig zu findende Angabe „Primärenergiegehalt sehr gering“ suggeriert wird. Auch der Begriff „Plusenergieprodukt“ trifft auf biogene Dämmstoffe meist nicht zu, da zugesetzte Flammschutzmittel die Wärmerückgewinnung bei der energetischen Nachnutzung erheblich einschränken. Bzgl. nachhaltiger Energienutzung kann sich das Bild weiter zugunsten konventioneller Dämmstoffe verschieben, sofern diese günstigere Wärmeleitwerte als ihre biogenen Vergleichsprodukte aufweisen.
Im Bereich Recycling und Entsorgung von Dämmstoffen bestehen bisher kaum praktische Erfahrungen. Die Kompostierbarkeit biogener Dämmstoffe ist größtenteils irrelevant und wegen der meist zugesetzten Brand- und Insektenschutzmittel eher bedenklich. Vorteile beim Recycling ergeben sich für die konventionellen Produkte aufgrund des wesentlich größeren Mengenaufkommens, für biogene Dämmstoffe ist wegen geringer Mengen das Recycling dagegen mittelfristig nicht realisierbar.
Als Fazit bleibt, daß der Dämmstoffmarkt insbesondere für Recyclingmaterialien wie Zellulose und Sekundärmaterialien wie Restholz oder Stroh expansionsfähig ist, weniger für planmäßig angebaute, subventionierte landwirtschaftliche Produkte wie Flachs. Die biogenen Rohstoffe aus der Resteverwertung sind in ausreichenden Mengen vorhanden und können mit geringen Kosten zu Dämmstoffen verarbeitet werden. Aufgrund der CO2-Neutralität und bei geringem Wärmeleitwert erreichen sie eine hohe Nachhaltigkeit.

Quellen

- Murphy, D.P., Behring, H., Wieland, H., Jäger, J. (Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL), Braunschweig): Möglichkeiten und Chancen von Dämmstoffen aus heimischen nachwachsenden Rohstoffen, Braunschweig 1998
- www.inaro.de/Deutsch/ROHSTOFF/Baustoffe/Perspektiven_Daemmstoffe.htm
- www.inaro.de/Deutsch/ROHSTOFF/industrie/FASER/CMAFASER.HTM
- www.baubook.at

Die vorliegenden Datenblätter wurden mit freundlicher Genehmigung des Blok Verlag dem Buch "Nachhaltiges Bauen in der Praxis" entnommen.

Verfasser der Baustoff-Datenblätter:
Bernhard Kolb, seit über 30 Jahren tätig im Bereich energieeffizientes und nachhaltiges Bauen. Zahlreiche Veröffentlichungen zum Thema.

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