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MDF-Platten - Ökobilanz

Holzbaustoffe

Herstellung als mitteldichte Faserplatten (MDF = Medium Density Fibreboard) aus Holzfasern mit Kunstharzen als Bindemittel; Faserplatten werden je nach Rohdichte unterschieden in poröse, mittelharte (z.B. MDF-Platten) und harte bzw. extraharte Holzfaserplat

Herstellung

Energieverbrauch (Graue Energie)
MDF-Platte
12% UF-Leim
ca. 10 550 MJ/m³
Spanplatte
8% UF-Leim
ca. 5 655 MJ/m³
Dreischicht-Massivholzplatte
5% PVAc-Leim
ca. 4 320 MJ/m³
Sperrholzplatte
8% PF-Leim
ca. 5 450 MJ/m³
Schadstoffe
- vorwiegend aus der Energiebereitstellung für Faseraufschluss und Kleberproduktion
Bestandteile
- 1 m³ MDF-Platten = ca. 825 kg Holz, ca. 75 kg Klebstoff, ca. 7,5 kg Paraffin, ca. 2 kg
Härter, evtl. Zusatzstoffe wie Flammschutzmittel, Fungizide
Verfügbarkeit der Rohstoffe
- ausreichend (für Holz als nachwachsender Rohstoff)
- begrenzt (für Bindemittel aus Erdölprodukten)

Nutzung

Schadstoffe bei der Verarbeitung am Bau
- Holzstaubbelastung beim Zuschneiden (ohne Eichen- und Buchenholzstaub):
Gesamtholzstaubkonzentration nach TRGS 553 ≤ 2 mg/m³, Gefahr der Sensibilisierung (S); Einstufung nach GISBAU: EG-Kategorie K3: Stoffe, die wegen möglicher krebserzeugender Wirkung beim Menschen Anlaß zur Besorgnis geben, über die jedoch nicht genügend Informationen für eine befriedigende Beurteilung vorliegen.
Schadstoffbelastung im eingebauten Zustand
- bei Harnstoff-Formaldehydleim (UF): erhöhte →Formaldehydabgabe möglich

Rückbau

Entsorgung
- thermische Verwertung in zugelassenen Feuerungsanlagen
Verwertung
- hochwertige energetische Verwertung in speziellen Holzverbrennungsanlagen
Rückbauaufwand
- gering bis hoch (je nach Einbausituation)

Zusammenfassung

Die mitteldichte Faserplatte (MDF) hat in den letzten beiden Jahrzehnten aufgrund einer Vielzahl von Vorteilen wie ihrer homogenen Struktur sowie guter Verarbeitungs- und Gebrauchseigenschaften innerhalb der Gruppe der Holzwerkstoffe ständig an Bedeutung gewonnen. Derzeit wird sie vor allem im Innenausbau und in der Möbelindustrie verwendet, daneben drängt sie zunehmend in die Außenanwendung. Von 1986 bis 1998 verzehnfachte sich die europäische MDF-Produktion. In Europa wurden 1998 mehr als 6,3 Mio. m³ MDF hergestellt, davon in Deutschland mehr als 1,5 Mio. m³.
Die Faserstruktur von MDF-Platten ist sehr viel feiner und sehr viel homogener als bei →Spanplatten. Dadurch ergibt sich u.a. eine glatte und dichte Oberfläche, so dass z.B. eine Lackbeschichtung ohne vorheriges Abschleifen oder Glattspachteln möglich ist.
Nachhaltigkeit:
Für die Herstellung von MDF wird in Deutschland hauptsächlich entrindetes Durchforstungsholz (Industrieholz) von Fichte und Kiefer eingesetzt. Altholzsortimente werden nicht verwendet. Aus dem Restholz werden zunächst Hackschnitzel hergestellt, die dann einer thermo-mechanischen Behandlung bei hohen Temperaturen unterzogen und anschließend mit Hilfe von Refinern zerfasert werden. Anders als bei den →Spanplatten, wo das Holz nur mechanisch zu Partikeln zerkleinert wird, erfolgt der Holzaufschluss - ähnlich wie bei Papier - zusätzlich unter Druck und Hitze. Aufgrund des aufwendigen Verfahrens für die Aufbereitung (Refiner) und Trocknung ist der Herstellungsprozess um den Faktor 2-3 energieintensiver als bei →Spanplatten, für 1 m³ MDF werden ca. 10.550 MJ Primärenergie (inkl. Klebstoff) eingesetzt. Dabei entstehen ca. 540 kg CO2-Äq./m³ MDF. Jedoch sind pro m³ über 1100 kg CO2-Äq. gebunden, deshalb ergibt sich abzüglich der produktionsbedingten CO2-Emissionen noch eine Nettospeicherung von über 500 kg CO2-Äq./m³ MDF.
Für die Verleimung der Holzfasern werden zwischen 8 und 12 % Klebstoff (etwa doppelte Menge von →Span-platten) verwendet, meist (zu > 90 %) Harnstoff-Formaldehydharz (UF). EU-weit ist für E1-Platten ein Formal-dehyd-Emissionswert von 0,1 ppm garantiert. Dennoch kann es bei großflächiger Anwendung (mehr als 1 m² Oberfläche pro m³ Rauminhalt bei einem Luftwechsel von 0,5/h) oder wenn mehrere Formaldehydquellen (z.B. Möbel aus Holzwerkstoffen) vorhanden sind, zu erhöhten Formaldehydkonzentrationen und damit zu Gesund-heitsbeeinträchtigungen kommen. Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) empfiehlt einen Richtwert von 0,05 ppm. Platten mit dem Blauen Engel RAL-UZ 76 oder RAL-UZ 38 erfüllen diese Anforderungen.
Fazit:
Als Rohstoff für die Herstellung von MDF-Platten wird ausschließlich Durchforstungsholz eingesetzt. Um die für MDF-Platten benötigten sehr feinen Holzfasern aufzubereiten, muss das energieintensive Trockenproduktionsverfahren angewendet werden. Dennoch wird über den ganzen Lebensweg von der Herstellung bis zur Entsorgung weniger Energie verbraucht als aus dem Produkt erzeugt werden kann („Plusenergieprodukt“). Für die Verleimung der Holzfasern sind meist Harnstoff-Formaldehydharze (UF) im Einsatz, was bei großflächiger Anwendung der Platten zu erhöhten Formaldehydkonzentrationen in Innenräumen führen kann. Aus ökologischer Sicht günstiger für den Innenausbau sind Holzprodukte mit geringerer Grauer Energie oder geringerem Leimanteil wie Massivholz, Leimholzplatten, Brettsperrholzplatten und Stab →Sperrholzplatten (Tischlerplatten), daneben auch zementgebundene →Spanplatten oder →Gipskartonplatten.

Quellen

- Deutsche Gesellschaft für Holzforschung (Hrsg.): Holz, Rohstoff der Zukunft, München 2001
- eco-devis Nr. 624 (Schreinerarbeiten), Trägerverband eco-devis c/o Hochbauamt des Kantons Bern, 2000
- Koordinationsgruppe der Bau- und Liegenschaftsorgane: Baumaterialien im Hochbau (2001) →www.kbob.ch

Die vorliegenden Datenblätter wurden mit freundlicher Genehmigung des Blok Verlag dem Buch "Nachhaltiges Bauen in der Praxis" entnommen.

Verfasser der Baustoff-Datenblätter:
Bernhard Kolb, seit über 30 Jahren tätig im Bereich energieeffizientes und nachhaltiges Bauen. Zahlreiche Veröffentlichungen zum Thema.

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