Holzbaustoffe
OSB(Oriented Strand Board)-Platten werden aus Flach- bzw. Schälspänen (sog. Strands) von etwa 75 mm Länge, ca. 20-35 mm Breite und 0,6 mm Dicke hergestellt. Die Späne werden schichtweise miteinander verklebt und zu Platten gepresst.
OSB-Platten fallen nicht unter den Begriff →Spanplatten, da sie ein anderes Verleimungsverhalten zeigen als die kleinen Späne der Spanplatten.
Herstellung
Energieverbrauch (Graue Energie)
Spanplatte (Trockenbereich)
10% UF-Leim
9,1 MJ/kg
OSB-Platte (Feuchtbereich)
8 % PF-Leim
14,0 MJ/kg
Dreischicht-Massivholzplatte
5% PVAc-Leim
10,1 MJ/kg
MDF-Platte
12% UF-Leim
14,5 MJ/kg
Spanplatte (Feuchtbereich)
PF-Leim
13,4 MJ/kg
Holzwolle-Leichtbauplatte, zementgebunden
3,95 MJ/kg
Emissionen
- vorwiegend Emissionen aus Verbrennungsprozessen
Bestandteile
Beispiel 1:
- 94% Hölzer aus Durchforstung
- 6% Kunstharze (PF-Kleber für Deckschicht, PMDI-Kleber für Innenlage)
Beispiel 2:
- 97,8% Nadelholz (vorwiegend Kiefer)
- 2,2% Phenolharzleim (PF)
- (Wachs zur Hydrophobierung)
Verfügbarkeit der Rohstoffe
- ausreichend (für Holz als nachwachsender Rohstoff)
- begrenzt (für Bindemittel)
Nutzung
Schadstoffe bei der Verarbeitung am Bau und im eingebauten Zustand
- Phenol-Formaldehydleim (PF): keine oder sehr geringe Formaldehyd-Emissionen
- Diisocyanatkleber (PMDI): keine Isocyanatemissionen nachweisbar
- Holzstaubbelastung beim Sägen, Bohren (ohne Eichen- und Buchenholzstaub): Gesamtholzstaubkonzentration nach TGRS 553 ≤ 2 mg/m³, Gefahr der Sensibilisierung (S); Einstufung nach GISBAU: EG-Kategorie K3: Stoffe, die wegen möglicher krebserzeugender Wirkung beim Menschen Anlaß zur Besorgnis geben, über die jedoch nicht genügend Informationen für eine befriedigende Beurteilung vorliegen.
Rückbau
Entsorgung
- thermische Verwertung in genehmigungsbedürftigen Feuerungsanlagen
Verwertung
- hochwertige energetische Verwertung in speziellen Holzverbrennungsanlagen
Rückbauaufwand
- gering bis hoch (je nach Einbausituation)
- gering bei homogenen Konstruktionen aus Holz und Holzwerkstoffen
Zusammenfassung
OSB-Flachpressplatten sind aus großflächigen länglichen Spänen (Strands) aufgebaut. Die Längsspäne verlaufen vorzugsweise in den Deckschichten parallel und in der Mittelschicht quer zur Fertigungsrichtung. Dadurch weisen die
OSB-Platten in Längs- und Querrichtung unterschiedliche Eigenschaften auf.
OSB-Platten gibt es u.a. mit Nut- und Feder und in geschliffener Ausführung. Anwendungsgebiete der Platten sind Dach- und Wandbeplankungen, Ausfachungen, Verschalungen, Fußböden, Laden-, Messe- und
Möbelbau.
Ein wichtiger neuer Absatzmarkt sind auch Betonschalungstafeln (Jahresproduktion ca. 15 Mio. m³) zur Substitution der Schalungstafeln aus Seekiefer-
Sperrholz. Ökologisch positiv schlägt dabei vor allem die höhere mögliche Anzahl der Wiederverwendungen zu Buche. Ursprünglich wurden
OSB-Platten nur im Ausland (Schottland, Frankreich) gefertigt, inzwischen haben mehrere Werke, vorwiegend in Ostdeutschland, die Produktion aufgenommen.
Nachhaltigkeit:
Als Rohstoff für
OSB-Platten wird auschließlich Durchforstungsholz eingesetzt. Das Rundholz wird zunächst entrindet und dann zu Furnieren geschält. Durch Brechen bzw. Zerspanen der Furniere entstehen Flachspäne. Nach dem Trocknen werden die Späne beleimt und kreuzweise in drei oder fünf Schichten richtungsorientiert gestreut. Die Verpressung zu Platten erfolgt unter Hitze und Druck. Mit Ausnahme der Rinde kann das gesamte Stammholz zur Plattenproduktion genutzt werden. Für 1 m³
OSB-Platten werden etwa 680 kg Holz und 50 kg Klebstoff (Leim) eingesetzt. Gegenüber →
Spanplatten ist der Leimeinsatz bis zu 25 %, gegenüber →
MDF-Platten um rund 50 % geringer. Als Leim werden vorwiegend Phenol-Formaldehydharz, für die Mittelschicht PU-Harz (Diisocyanate) verwendet (gilt nur für OSB/3- und OSB/4-Platten, zu OSB/1- und OSB/2-Platten fehlen Angaben). Es gibt auch ausschließlich mit PU-Harz gebundene Platten. Die eingesetzten Kleber emittieren bei PF-Leim wenig und bei PDMI-Leim gar kein →Formaldehyd, der Richtwert für E1-Platten von 0,1 ppm wird deutlich unterschritten.
Für 1 m³
OSB-Platten werden ca. 6000 MJ Primärenergie (inkl. Kleber) aufgewendet. Gleichzeitig ist im eingesetzten Holz ein Energiepotential von ca. 11500 MJ/m³ gespeichert, so dass ein Energieüberschuss von 5500 MJ/m³ verbleibt (= „Plusenergieprodukt“). In 1 m³
OSB-Platten sind gleichzeitig über 900 CO
2-Äquivalente gebunden, abzüglich der produktionsbedingten CO
2-Emissionen lassen sich aufgrund des Heizwertes fossile Energieträger mit CO
2-Emissionen von über 600 kg CO
2-Äquivalent pro m³ OSB einsparen.
Bei den Wirkungskategorien Treibhauseffekt, Versauerung, Überdüngung und Ozonbildung sind die Belastungen von
OSB-Platten und →
Spanplatten sehr ähnlich (vgl. Tab.2).
Fazit:
Als Rohstoff für die Herstellung von
OSB-Platten ist ausschließlich Durchfostungsholz von geringerem Wert einsetzbar. Über den gesamten Lebensweg von der Herstellung bis zur Entsorgung wird dabei weniger Energie verbraucht als aus dem Produkt erzeugt werden kann („Plusenergieprodukt“). Das Ökoprofil von
OSB-Platten ist ähnlich dem der →Spanplatten, jedoch werden
OSB-Platten mit Leimen gebunden, die wenig oder gar kein →Formaldehyd emittieren. Einen geringeren Leimanteil und eine geringere Graue Energie weisen auf: Massivholz, Leimholzplatten, Brett-→
Sperrholz (3-Schicht-Massivholzplatten) und Stab-→
Sperrholz (Tischlerplatten).
Praxistest
Die Biegezugfestigkeit der
OSB-Platten ist phänomenal, dadurch riesiges Einsatzspektrum. Die Platten lassen sich gut schneiden und leicht verarbeiten (leichter als Spanplatten). Staubmaske, Handschuhe und Schutzbrille jedoch erforderlich, die Platten stauben und splittern beim Schneiden.
Nasentest: Deutliche Geruchsemissionen. Im Baumarkt kann man die OSB-Stapel praktisch blind orten. Auch im eingebauten Zustand über viele Monate deutliche Geruchsspuren (Formaldehyd?). Deshalb mein Tip: Platten luftdicht einbauen. Auf keinen Fall würde ich den gesamten Innenraum, also Boden, Decke, Wand, mit formaldehydhaltigen
OSB-Platten auskleiden (siehe dazu auch alarmierenden AGÖF-Bericht). Dann besser auf ausschließlich mit Isocyanatkleber (PU-Harz) gebundene Platten (OSB/4) ausweichen oder zementgebundene
Spanplatten nehmen oder Holzwolle-Leichtbauplatten.
Löblich: Immer häufiger trifft man auf
OSB-Platten aus FSC-zertifiziertem Holz.
EXKURS:
Formaldehydleim oder Polyurethanleim (PU-Harz)?
Im eingebauten Zustand gelten PU-gebundene Holzwerkstoffe zwar als weitgehend emissionsfrei, doch in der Herstellung sind sie deutlich teurer und die Verarbeitung selbst stellt viel höhere Anforderungen an den Arbeitnehmerschutz. Zudem wäre ein genereller Umstieg auf PU-Leime aufgrund der beschränkten weltweiten Verfügbarkeit gar nicht möglich. Dazu sei auch angemerkt, dass der Herstellungsprozess von Polyurethanen nicht ohne Formaldehyd auskommt.
Fazit:
Mit ungefährlichen Klebstoffen gebundene
OSB-Platten stehen derzeit nicht zur Verfügung.
Quellen
- Schünemann, Doris; Thumulla, Jörg: Belastungen mit höheren Aldehyden durch
OSB-Platten in einem Niedrigenergiehaus (Tagungsband 7. Fachkongress der Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Forschungsinstitute (AGÖF), München 2004
- Deutsche Gesellschaft für Holzforschung (Hrsg.): Holz, Rohstoff der Zukunft, München 2001
- www.natureplus.org
- www.positivlisten.info/
- www.baubook.at
- www.wecobis.de (Bauplatten/OSB)
- eco-devis Nr. 624 (Schreinerarbeiten), Trägerverband eco-devis c/o Hochbauamt des Kantons Bern, 2000
- www.eco-bau.de (Ökobilanzdaten im Baubereich)
- Dobianer, Karl: Soll die Formaldehydgrenze von Holzwerkstoffen weiter heruntergesetzt werden? Beitrag in Zeitschrift "Zuschnitt.at Nr. 35", Wien 2009