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Trinkwasserrohre - Ökobilanz


Herstellung

Angeboten werden Rohre bestehend aus:
- Kupfer (60% Primärkupfer, 40% Sekundärkupfer)
- Stahl verzinkt (80% Roheisen, 20% Eisenschrott)
- Edelstahl (71% Eisen, 16% Chrom, 13% Nickel)
- Polybuten (PB)
- PE-X (100% vernetztes PE)
- PE-Alu-PE (Mepla) (70% PE-X + 30% PE, 30% Alu)
- PE-Alu-PE (Mepla) (70% PE-X + PE, 30% Alu (davon 80% Rezyklat))
- PVC-C (PVC nachchloriert)
Energieverbrauch (Graue Energie)
PE-X
ca. 37 MJ/m Rohr DN 25
PE-Alu
(Mepla)
ca. 49 MJ/m Rohr DN 25
PVC-C
ca. 25 MJ/m Rohr DN 25
Kupfer
(40% Rezyklat)
ca. 58 MJ/m Rohr DN 25
Stahl verzinkt
ca. 62 MJ/m Rohr DN 25
Edelstahl V4A
ca. 49 MJ/m Rohr DN 25
Polybuten (PB)
ca. 27 MJ/m Rohr DN 25

Zusammenfassung

Neben den gängigen Metallrohren (Kupfer, Stahl verzinkt) haben sich Rohre aus Kunststoff (PB, PE, PVC) etabliert. Kunststoffrohre sind in weitem Maße flexibel, was ihre Verlegung bei der Installation in Gebäuden (Stockwerksverteilungen, Hausanschlussleitungen etc.) gegenüber starren Rohren verbessert. Seit 1993 sind sie auch für die Erdverlegung zugelassen. Zunehmend werden für Trinkwasserleitungen Rohre aus Kunststoff-Aluminium-Verbund (Mepla) eingesetzt. Der Innenmantel besteht dabei aus vernetztem PE (Polyethylen), der Kern aus Aluminium und der Außenmantel wiederum aus PE. Geschätzter Marktanteil für PE- und PE-/Alu-Rohre bis 2005 ca. 40%.
Nachhaltigkeit:
Im nachfolgenden sind die Ergebnisse aus der Schweizer Studie "eco-devis Versorgungsleitungen" zitiert. Die Rohrleitungsmaterialien werden nach drei Kriterien bewertet: Graue Energie (Herstellungsaufwand), Emissionen in das Trinkwasser und Abwasser sowie die Verwertung/Entsorgung.
- Ökologisch empfehlenswert für die Trinkwasserversorgung im Haus sind Polybutenrohre (PB) und Polyethylenrohre. Sicherheitshalber sollte aber beim gewählten Produkt überprüft werden, ob nicht doch umweltrelevante Stoffe enthalten sind (Herstellernachweis).
- PVC-Rohre erfüllen zwar das Kriterium der geringen Grauen Energie und der (wenn möglicherweise auch nur formal erfüllten) Verwertbarkeit. Doch enthalten sie umweltrelevante Bestandteile, die eine ökologische Empfehlung nicht zulassen.
- Metall-/Kunststoffverbundrohre (PE/Alu/PE) liegen aufgrund der Metallanteile (Aluminium) im Herstellungsaufwand (Graue Energie) über den reinen Kunststoffrohren, bei Abwesenheit umweltrelevanter Bestandteile und der Entsorgung sind sie aber mit Rohren aus PE und PB vergleichbar.
- Kupferrohre scheitern an zwei relevanten Kriterien: Sie sind erstens signifikant herstellungsintensiver als Kunststoffrohre und können zweitens relevante Mengen an Kupfer ins Trinkwasser und somit auch ins Abwasser emittieren.
- Die Rohre aus nichtrostenden Stählen (Edelstahl) scheitern ausschließlich am Kriterium der Grauen Energie. Auch die verhältnismäßig dünnwandigen, pressbaren Varianten scheitern an der Ressourcenintensität. Sie sind bei 25 mm DN fast doppelt so ressourcenintensiv wie PB-Rohre, aber etwas weniger ressourcenintensiv als verzinkte Stahlrohre.
- Die verzinkten Stahlrohre liegen bzgl. Herstellungsenergie (Graue Energie) deutlich über den nichtrostenden Stählen, obwohl sie auf die Masse bezogen weniger herstellungsintensiv sind. Das liegt vor allem an den viel größeren Wandstärken, die für die Gewinde nötig sind. Die aus der Praxis bekannte verhältnismäßig geringe Korrosion der Zinkschicht lässt eine Einstufung als "ökologisch unbedenklich" nicht zu.
Fazit:
Bei der ökologischen Bewertung von Trinkwasserrohrsystemen für Kalt- und Warmwasser sind die Graue Energie der Grundstoffe sowie die Abgabe von Schadstoffen aus dem Rohrmaterial ins Trinkwasser von Bedeutung. Den normativen Bestimmungen für Trinkwasserrohre genügen alle marktüblichen Rohrarten. Diese Normen reichen in vielen Fällen aber nicht aus, um Beeinträchtigungen der Trinkwasserqualität vorsorglich zu vermeiden. Kupferrohre und verzinkte Stahlrohre (→Zink, →Kupfer) sowie Bleirohre (→Blei) können relevante Mengen an Schwermetall ins Trinkwasser und somit auch ins Abwasser emittieren. Umweltrelevante Bestandteile können auch in allen Kunststoffrohren vorhanden sein. In der Regel erfüllt werden die ökologischen Kriterien von Polybutenrohren (PB) und Polyethylenrohren (PE). Metallverbundrohre(PE/Alu/PE) und Edelstahlrohre schneiden aufgrund ihres höheren Ressourcenverbrauchs etwas schlechter ab.

Praxistest

Trinkwasser aus Plastikleitungen? Und das auch noch bei 60oWarmwasser? Bei der Entscheidung für ein bestimmtes Rohrmaterial sollte man sich vielleicht nicht bloß auf Ökobilanzen verlassen. In der Praxis üblich (und so halte ich es auch): Kalt- und Warmwasserleitungen aus Edelstahl, Heizungsleitungen aus PE/Alu-Verbund. Nachhaltigkeitsziele: möglichst kurze Leitungswege, optimale Dämmung der Warmwasser- und Heizungsrohre, Vertikalleitungen in kontrollierbaren Schächten. Dämmmaterial aus Mineralwolle-Rohrschalen mit Alu-Kaschierung faserverstärkt.

Quellen

- eco-devis Nr. 426 Sanitäranlagen: Versorgungsleitungen, Zürich 2002 (www.eco-bau.ch)
- Technische Universität Berlin: Vergleichende normierende Bewertung (VENOB) von Trinkwasser-Installationssystemen, Berlin 1998

Die vorliegenden Datenblätter wurden mit freundlicher Genehmigung des Blok Verlag dem Buch "Nachhaltiges Bauen in der Praxis" entnommen.

Verfasser der Baustoff-Datenblätter:
Bernhard Kolb, seit über 30 Jahren tätig im Bereich energieeffizientes und nachhaltiges Bauen. Zahlreiche Veröffentlichungen zum Thema.

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