Wärmedämmstoffe
Hergestellt überwiegend aus natürlichen Gesteinen durch Glasschmelze bei ca. 1400 °C und Zerfaserung in speziellem Verfahren; Bindemittel ist Phenol-Formaldehydharz (Anteile je nach mechanischer Beanspruchung)
Verwendung: für Wärmeschutz, Schallschutz, Brandschutz als Matten, Platten, Filze, Zöpfe etc.; Baustoffklasse A1, A2; B1 (je nach Kunstharzanteil)
Herstellung
Energieverbrauch (Graue Energie)
Polystyrol EPS
105 MJ/kg
Mineralschaum
6,6 MJ/kg
Schadstoffe
- überwiegend aus Verbrennungsprozessen
Bestandteile
- 70% Recyclingglas, 18% Quarzsand, 12% Feldspat, 8% Soda, 8% Borax, 5% Dolomit,
Kalk, Natriumnitrat, Flussspat, Mangan, 3-9 % Bindemittel, 1% Imprägnierung
Verfügbarkeit der Rohstoffe
- ausreichend (für anorganische Rohstoffe)
- begrenzt (für Kunstharze und Mineralöl)
Nutzung
Schadstoffe bei der Verarbeitung am Bau
- Grenzwerte und Einstufungen für Faserstäube „frei von Krebsverdacht“:
Feinstaub MAK: 6 mg/m³
Schadstoffbelastung im eingebauten Zustand
- bei dichtem Einbau keine Innenraumbelastung durch Feinstfasern
- Raumluftbelastung durch Formaldehyd (aus Kunstharz) i.d.R. unterhalb 0,05 ppm
Rückbau
Entsorgung
- "Alte Mineralfaser": Bauschuttdeponie (luftdicht und angefeuchtet in spezielle Säcke abgepackt)
Verwertung
- wird derzeit nur für Werksabfälle durchgeführt
Rückbauaufwand
- bei loser Verlegung gering, bei Befestigung aufwendig
Zusammenfassung
Glaswolle gehört zur Gruppe der künstlichen Mineralfasern. Der Dämmstoff besteht aus verschieden dicken Glasfasern, die mit Phenol-Formaldehydharz gebunden sind.
Nachhaltigkeit:
Glaswolle zählt neben
Steinwolle und Polystyrol zu den Massendämmstoffen mit zahlreichen Herstellerwerken in Deutschland und den Nachbarländern. Als Rohstoffbasis dienen vorwiegend natürliche Gesteine wie Quarzsand, Dolomit und
Kalkstein. Die mineralischen Rohstoffe stehen noch in ausreichendem Maße zur Verfügung, der erforderliche Rohstoffbedarf ist vergleichsweise gering. Im Idealfall entstehen aus 1 m³ Rohstoff insgesamt ca. 150 m³ Dämmstoff.
Glaswolle wird vorwiegend in einer Kombination aus Schleuder- und Blasverfahren hergestellt, wobei das Rohstoffgemenge zunächst bei ca. 1400 °C geschmolzen wird. Auf Spinnmaschinen werden die Glasstrahlen geschleudert und zu 4-6 µm feinen Glasfäden gesponnen. Danach wird das Bindemittel (Kunst- oder Naturharz) auf die Fasern aufgebracht und bei ca. 200 °C ausgehärtet. Gut 70% der benötigten Energie für die
Glaswolleherstellung entfallen auf den Schmelzprozess. Als Energieträger kommt hauptsächlich Strom zum Einsatz, zum Teil Erdgas. Senken lässt sich der Energiebedarf für die Glasschmelze durch Verwertung von Altglasscherben, da diese bei niedrigeren Temperaturen schmelzen als die zur
Glaswolleherstellung erforderlichen Rohstoffe. Für
Glaswolle werden bereits bis zu 70 % Altglas verwertet, darunter auch Reststoffe wie Bau- und Autoglas, für die sich anderweitig kaum Abnehmer finden lassen (s.a.
Blähglas,
Schaumglas). Bei einem Altglasanteil >50 % kann
Glaswolle mit dem Umweltzeichen RAL-UZ 49 gekennzeichnet werden (Produkte vgl. http://www.blauer-engel.de).
Glaswolle weist, abhängig von Rohdichte und Produktionsfaktoren, stark variierende Grauenergiewerte auf: Ca. 820 MJ/m³ Primärenergie werden bei Rohdichte 20 kg/m³ benötigt, ca. 3280 MJ/m³ bei Rohdichte 80 kg/m³.
Eher für Unklarheit hat in der Vergangenheit die Einstufung der Mineralfasern nach dem Kanzerogenitätsindex oder der Biolöslichkeit gesorgt. 1999 wurde deshalb das neue RAL-Gütezeichen „Erzeugnisse aus Mineralwolle“ (RAL-GZ 388) eingeführt. Dieses Gütezeichen regelt die gesundheitliche Unbedenklichkeit der Mineralwolle (s. unten Internetadressen). Die Neuregelung gilt nicht für ältere bereits eingebaute Mineralfasern. Insbesondere bei Abbrucharbeiten muss aufgrund ungenügender Bindung der kritischen Altfasern und hoher Faserkonzentrationen wie bei Asbestfasern vorgegangen werden (Sondermaßnahmen im Arbeitsschutz-, Bauaufsichts-, Immissionsschutz- u. Abfallrecht). Bei sachgerechtem, dichtem Einbau kann jedoch für Innenräume die Belasung durch kanzerogene Fasern ausgeschlossen werden, eine Schadstoffsanierung ist nicht erforderlich.
Eher schwierig gestaltet sich die Entsorgung von
Glaswolle, da sie aufgrund ihrer vorwiegend mineralischen Struktur thermisch nicht nutzbar und nicht volumenbeständig ist (ungünstiges Deponieverhalten). Mit Mineralwolle vermengter Bauschutt wird von Recyclingunternehmen i.d.R. abgelehnt. In der Schweiz haben Hersteller bereits ein Sammelsystem für Mineralwolle eingerichtet. Recycelt werden kann aber nur sehr saubere Altwolle.
Fazit:
Glaswolle ist ein nicht brennbarer mineralischer Wärmedämmstoff, der bei niedriger Wärmeleitzahl (bis 0,032 W/mK) hinsichtlich Wärmeschutz bzw. Energieeinsparung eine sehr hohe Nachhaltigkeit erreicht. Das ökologische Profil von
Glaswolle lässt sich weiter verbessern, wenn bei der Herstellung ein hoher Altglasanteil eingesetzt wird. Bei
Glaswolle nach RAL-Gütezeichen-Kriterien kann eine gesundheitliche Beeinträchtigung durch kanzerogene Fasern ausgeschlossen werden. Das Recycling von
Glaswolle ist theoretisch möglich, erfordert jedoch eine spezielle Sammellogistik, die es noch aufzubauen gilt.
Praxistest
Glaswolle ist mein Favorit für die Dachdämmung zwischen den Sparren. Begründung: Gutes Preis-Leistungsverhältnis, günstige Ökobilanz, gut für die Holzkonstruktion (besseres Feuchte- bzw. Austrocknungsverhalten als mit biogenen Dämmstoffen). Auch ideal zum Abdichten (Ausstopfen) um Dachdurchdringungen herum, der Dämmstoff ist flauschiger als z.B.
Steinwolle. Ich trage bei Dämmarbeiten mit Mineralwolle weiterhin Handschuhe und Staubmaske FFP2, auch wenn das angeblich nicht mehr erforderlich ist.
Ein Wort noch zur "Alten Mineralfaser": Abbrucharbeiten sind eine echte Zumutung. Selbst bei vorsichtigem Herausnehmen der Matten ist der gesundheitschädliche Faserstaub im Nu allgegenwärtig. Vorsichtshalber arbeite ich mit Wassersprühnebel, um die Staubentwicklung etwas einzudämmen. Je älter die Faser, desto brüchiger und staubiger wird sie. Vermutlich, weil auch die Bindekraft des Formaldehydklebers nachlässt. Hersteller (z.B. Knauf "Ecose") gehen neuerdings dazu über, die Fasern mit einem Naturharzkleber zu binden. Das soll die Ökobilanz verbessern und hoffentlich auch die Beständigkeit der Bindekraft.
Wer viel Dämmraum zur Verfügung hat unterm Dach, d.h. Sparrenhöhen von 200 mm und mehr bzw. wer auf und/oder unter den Sparren noch eine Dämmstofflage unterbringen kann, der sollte unbedingt auch an Alternativen zur
Glaswolle denken. →Zellulosedämmung ist z.B. sehr zu empfehlen oder auch die →Hanfdämmung.
Noch eine Anmerkung zur Dämmschichtdicke beim Dach: Für WLG 035 mind. 24 cm einplanen, bei schlechterem Lambda-Wert entsprechend mehr. Ökologisch rentieren sich bis zu 1 m Schichtdicke!
Quellen
- eco-devis Nr. 363 Geneigte Dächer: Unterkonstruktionen und Deckungen, Bern 2006
- eco-devis Nr. 333 Holzbau: Bekleidungen und Ausbau, Bern 2006
- Kasser, Ueli (Büro für Umweltchemie): dämmstoff-spider (www.dämmstoff-spider.ch) Zürich 2009
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www.natureplus.org/
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www.wecobis.de
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www.baubook.at/
- Mötzl, H., Zelger, T. (Hrsg.: IBO Österreichisches Institut für Baubiologie und -ökologie, Donau-Universität Krems, Zentrum für Bauen und Umwelt): Ökologie der Dämmstoffe, Wien 2000
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www.positivlisten.info
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www.glaswolle.de/ral.htm
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www.mineralwolle.de
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www.blauer-engel.de