Bindemittel
Baukalke sind Bindemittel, die entweder aus
Kalkstein (CaCO3), auch Dolomit CaCO3 • MgCO3, oder aus
Kalkmergel (tonhaltiger
Kalk) durch Brennen bei 1 000 bis 1 200 °C hergestellt werden; aus
Kalkstein entstehen dabei Luftkalke, aus
Kalkmergel hydraulisch erhärtende
Kalke; hydraulische
Kalke, die frei von
Zement sind, werden als „natürliche hydraulische
Kalke“ (NHL) gekennzeichnet; die Herstellung von (hoch)hydraulischem
Kalk erfolgt fast immer mit Zusatz von
Zement oder Trass (vgl.
Betonzusatzstoffe).
- Luftkalke: Weißkalk, Dolomitkalk
- hydraulisch erhärtende
Kalke: Wasserkalke, hydraulischer
Kalk, hochhydraulischer
KalkHerstellung
Energieverbrauch (Graue Energie)
Feinkalk
ca. 6145 MJ/t
Schadstoffe
- vorwiegend aus Verbrennungsgasen
Bestandteile
-
Kalkstein,
Kalkmergel (für hydraulische
Kalke)
Verfügbarkeit der Rohstoffe
- ausreichend; überwiegend im Tagebau abgebaut; weit verbreitet, daher meist kurze Transportwege
Nutzung
Schadstoffe bei der Verarbeitung am Bau
- Grenzwerte und Einstufungen für CaO: MAK-Wert 5 mg/m³ gemessen in der einatembaren Fraktion; beim Anmachen des
Kalkes Gesundheitsgefahren vorwiegend durch Verätzungen aufgrund der stark basischen Lösung (pH-Wert ca. 12,5)
Schadstoffbelastung im eingebauten Zustand
- nein
Rückbau
Entsorgung
- Mörtel- und Putzreste deponierbar als Bauschutt; in Verbindung mit mineralischen Rohstoffen weiterverwertbar
Verwertung
- über Bauschutt zu Recyclingsand
Rückbauaufwand
- hoher Aufwand für das Entfernen von anhaftenden Mörteln und Putzen
Zusammenfassung
Baukalk wird hergestellt aus den Rohstoffen
Kalkstein und/oder
Kalkmergel. Verwendung findet Baukalk vor allem in Mörteln und Putzen (hier meist in Verbindung mit
Zement) sowie als Bindemittel in
Kalksandsteine" class="pfeil">
Kalksandsteinen Für hydraulisch erhärtende
Kalke erfolgt im
Kalkwerk nach dem Brennen das Trockenlöschen mit einer genau dosierten Wassermenge. Das sog. Nasslöschen für Luftkalke auf der Baustelle wird dagegen nur noch selten, vorwiegend für Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten, angewandt. Für die Erhärtung aller Baukalke ist Luftzutritt zur Karbonatbildung erforderlich. Luftkalke erhärten nur an der Luft unter CO
2-Aufnahme, hydraulische
Kalke erhärten nach anfänglicher Karbonaterhärtung auch unter Wasser.
Bezogen auf das ganze Bundesgebiet wurden 1997 etwa 7 Mio. Tonnen gebrannte
Kalkprodukte abgesetzt.
Nachhaltigkeit:
Die Rohstoffe
Kalkstein und
Kalkmergel sind in Deutschland weit verbreitet und in ausreichendem Maße regional vorhanden. Der Abbau erfolgt im Tagebau und ist mit den üblichen Landschaftszerstörungen verbunden. Im Bundesverband der Deutschen
Kalkindustrie sind 135 Werke in Deutschland, Österreich und der Schweiz verzeichnet. Aufgrund des dichten Versorgungsnetzes ergeben sich meist kurze Transportwege zum Verarbeiter. Wegen der vergleichsweise niedrigen Tonnen-Preise ist auch für die Zukunft nicht zu erwarten, dass
Kalk weiträumig, d.h. überregional gehandelt bzw. transportiert wird.
Bei der Herstellung wird der
Kalkstein bzw.
Kalkmergel zunächst zerkleinert und gemahlen. Danach wird das Material unterhalb der Sintergrenze gebrannt (vgl.
Zement), wobei CO
2 entweicht. Beim
Kalkbrennen ist zunehmend Erdgas im Einsatz (ca. 40 %), ansonsten Steinkohle, Braunkohle und Petrokoks. Mit Ausnahme von Filterstaub werden keine Sekundärrohstoffe und keine Sekundärbrennstoffe eingesetzt.
Bei
Kalk wird die Graue Energie durch die Brenntemperatur, die Rohstoffe und die Brenntechnologie bestimmt. Gewinnen, Aufbereiten und Mahlen machen nur ca. 10 % der Grauen Energie aus. Insgesamt werden durchschnittlich ca. 5300 MJ/t an nicht erneuerbarer Primärenergie aufgewendet. Als dominante Emission beim
Kalkbrennen entsteht CO
2, das durch die Verbrennung fossiler Energieträger und insbesondere durch die Entsäuerung von
Kalkstein erzeugt wird. Da sich die prozess- bzw. produktbedingten CO
2-Emissionen nicht reduzieren lassen, liegen die zu beeinflussenden Potentiale der CO
2-Reduktion im Einsatz der Energieträger und Ofentechnologien.
Kalkbrennen in Drehrohröfen ist mit ca. 6660 MJ/t bedeutend energieintensiver als beispielsweise in Schachtöfen (ca. 4700 MJ/t).
Als Besonderheit wird bei den „Luftmörteln“ die produktbedingte CO
2-Emission im Laufe der Zeit neutralisiert, da sich der Ausgangsstoff
Kalk aufgrund der CO
2-Bindung (Karbonatisierung) wieder zurückbildet.
Fazit:
Die Herstellung von Baukalk ist mit einem hohen Energieverbrauch und hohen Schadstoffemissionen verbunden. Von den freigesetzten Luftschadstoffen kann jedoch Kohlendioxid produktbedingt teilweise wieder durch Karbonatisierung gebunden werden. Im Gesamtenergieverbrauch ergeben sich vor allem Einsparungen durch Anwendung effizienter Ofentechnologien. Als Innenputz hat
Kalk einen positiven Einfluss auf das Raumklima, er bindet Kohlendioxid und saure Luftschadstoffe, reguliert die Luftfeuchte und wirkt desinfizierend.
Quellen
- Kasser, U. Pöll, M. (BUWAL/Hrsg.): Ökologische Bewertung mit Hilfe der Grauen Energie, Bern 1999
- ECOBIS 2000 (Ökologisches Baustoffinformationssystem des Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (BMVBW) und der Bayerischen Architektenkammer)
- Eyerer, Peter; Reinhardt, Hans-Wolf: Ökologische Bilanzierung von Baustoffen und Gebäuden, Basel 2000