Wärmedämmstoffe
Hergestellt überwiegend aus natürlichen Gesteinen durch Gesteinsschmelze bei ca. 1500 °C und Zerfaserung im Düsenziehverfahren. Bindemittel ist Phenolformaldehydharz. Verwendung: für Wärmeschutz, Schallschutz, Brandschutz als Matten, Platten, Filze, Zöpfe etc.; Baustoffklasse A1, A2; B1 bei Papier-Kaschierung
Herstellung
Energieverbrauch (Graue Energie)
Mineralschaum
6,6 MJ/kg
Polystyrol EPS
105 MJ/kg
Schadstoffe
- überwiegend aus Verbrennungsprozessen, u.a. signifikant hohe CO-Emissionen
Bestandteile (Rohstoffe)
- 54 M.-% Diabas, 15 M.-% Dolomit, ca. 30 M.-% Recycling-Formsteine, <4 M.-% Phenolformaldehydharz, <1% Mineralöl und Silikonemulsion als Hydrophobierung
Verfügbarkeit der Rohstoffe
- ausreichend (für anorganische Rohstoffe)
- begrenzt (für Kunstharze, Mineralöl)
Nutzung
Schadstoffe bei der Verarbeitung am Bau
- Grenzwerte und Einstufungen für Faserstäube frei von Krebsverdacht:
Feinstaub MAK: 6 mg/m³
Schadstoffbelastung im eingebauten Zustand
- bei dichtem Einbau keine Innenraumbelastung durch Feinstfasern
- Raumluftbelastung durch Formaldehyd (aus Kunstharz) i.d.R. unterhalb 0,05 ppm
Rückbau
Entsorgung
- unverschmutzt: stoffliche Wiederverwertung theoretisch möglich
- verschmutzt: Bauschuttdeponie, luftdicht und angefeuchtet abgepackt in speziellen Säcken
Verwertung
- als Recyclingsteine; z.T. als Zuschlagstoff für die Herstellung von Ziegeln, Fliesen
Rückbauaufwand
- bei loser Verlegung gering, bei Befestigung aufwendig
Zusammenfassung
Steinwolle gehört unter den anorganischen Dämmstoffen zur Gruppe der künstlichen Mineralfasern (KMF).
Nachhaltigkeit:
Steinwolle zählt neben →
Glaswolle und →Polystyrol zu den Massendämmstoffen mit zahlreichen Herstellerwerken in Deutschland und den Nachbarländern. Als Rohstoffbasis dienen hauptsächlich Diabas oder Basalt und Dolomit, daneben
Kalkstein,
Zement und ca. 30 % M.-% Recyclingsteine (= gepresste, zementgebundene Briketts aus Zerfaserungsabfällen, werks- und baustellenseitigen Schnittabfällen, Staub). Die Verfügbarkeit der natürlichen Gesteine ist ausreichend, der erforderliche Rohstoffbedarf zudem relativ gering. Im Idealfall entstehen aus 1 m³ Rohstoff insgesamt etwa 150 m³ Dämmstoff.
Die Grundstoffe werden zusammen mit Koks und Recyclaten gemischt und bei ca. 1500 °C geschmolzen. Anschließend fließt die Schmelze auf rotierende Scheiben, wird dabei zerfasert und kühlt gleichzeitig ab. Die Fasern erhalten zusätzlich Bindemittel (Phenolformaldehydharz) und Imprägnieröl. Der Anteil an Bindemitteln ist mit max. 4 % geringer als bei →
Glaswolle (max. 9%).
Hauptsächlich entstehen Umweltbelastungen durch die Verbrennung von Koks. Senken läßt sich der Energiebedarf für die Steinschmelze durch Einsatz von Altglasscherben oder Recycling-Formsteinen, da diese bei niedrigeren Temperaturen schmelzen als die zur
Steinwolleherstellung erforderlichen natürlichen Gesteine. Für
Steinwolle können bis zu 25 % Altglas oder bis zu 30 % Briketts aus Produktionsabfällen verwertet werden (s.a. →
Glaswolle, →
Blähglas). Aufgrund der produktionsbedingten Limitierung des Anteils an Recyclingstoffen unter 50 % werden
Steinwolleprodukte nicht mit dem Blauen Engel gekennzeichnet.
Steinwolle weist, abhängig von Rohdichte und Produktionsfaktoren, stark variierende Grauenergiewerte auf:
Steinwolle mit einer Rohdichte von 30 kg/m³ benötigt nur ca. 470 MJ/m³ Primärenergie, bei Rohdichte 150 kg/m³ beträgt der Energieaufwand mit ca. 2355 MJ/m³ das Fünffache. Für →WDV-Systeme, einem der Hauptanwendungsgebiete von
Steinwolle, kommen Steinewollelamellen mit hoher Rohdichte zum Einsatz.
Eher für Unklarheit hat in der Vergangenheit die Einstufung der Mineralfasern nach dem Kanzerogenitätsindex oder der Biolöslichkeit gesorgt. 1999 wurde deshalb das neue RAL-Gütezeichen „Erzeugnisse aus Mineralwolle“ (RAL-GZ 388) eingeführt. Dieses Gütezeichen garantiert die gesundheitliche Unbedenklichkeit der Mineralwolle (s. Internetadressen). Die Neuregelung gilt jedoch nicht für ältere bereits eingebaute Mineralfasern. Insbesondere bei Abbrucharbeiten muss aufgrund ungenügender Bindung der kritischen Altfasern und hoher Faserkonzentrationen wie bei krebserzeugenden →Asbestfasern vorgegangen werden (Sondermaßnahmen im Arbeitsschutz-, Bauaufsichtsrecht etc.). Bei sachgemäßem, dichtem Einbau kann jedoch für Innenräume die Belastung durch „Krebsfasern“ ausgeschlossen werden. Eine prophylaktische Schadstoffsanierung ist deshalb nicht erforderlich. Eher schwierig gestaltet sich die Entsorgung von
Steinwolle, da sie aufgrund ihrer überwiegend mineralischen Struktur thermisch nicht nutzbar und nicht volumenbeständig ist (ungünstiges Deponieverhalten). In der Schweiz haben Hersteller bereits ein Sammel- und Recyclingsystem für Mineralwolle eingerichtet. Recycelt werden kann jedoch bislang nur sehr saubere Altwolle.
Fazit:
Steinwolle ist ein nicht brennbarer mineralischer Wärmedämmstoff, der bei niedriger Wärmeleitzahl (λ bis 0,035 W/mK) hinsichtlich Wärmeschutz bzw. Energieeinsparung eine sehr hohe Nachhaltigkeit erreicht. Für
Steinwolle nach RAL-Gütezeichen-Kriterien kann eine gesundheitliche Beeinträchtigung durch „Krebsfasern“ ausgeschlossen werden. Das Recycling von
Steinwolle ist theoretisch möglich, erfordert jedoch eine spezielle Recyclinglogistik, die noch aufzubauen ist.
Praxistest
Steinwolle wird bevorzugt für den Dachausbau zur Zwischensparrendämmung eingesetzt. Das Preis-Leistungsverhältnis ist gut, ebenso die Ökobilanz. Feuchte- bzw. Austrocknungsverhalten sind günstiger als bei biogenen Dämmstoffen.
Obwohl die Mineralfaser inzwischen als gesundheitlich unproblematisch eingestuft wird, trage ich bei Dämmarbeiten mit
Steinwolle weiterhin Handschuhe und Staubmaske FFP2. Empfehlenswert ist nach wie vor auch ein absolut staubdichter Einbau des Dämmstoffes.
Ein Wort noch zur "Alten Mineralfaser": Abbrucharbeiten sind eine echte Zumutung. Selbst bei vorsichtigem Herausnehmen der Matten ist der gesundheitsschädliche Feinstaub im Nu allgegenwärtig. Je älter die Faser, desto brüchiger wird sie. Vermutlich, weil auch die Bindekraft des Harzklebers nachläßt. Beim Entfernen der "Alten Mineralfaser" arbeite ich mit Wassersprühnebel, um die Staubentwicklung etwas einzudämmen. Strenggenommen müsste man die Baustelle luftdicht einhausen - wie bei der Asbestfaser. Zum eigenen Schutz empfehlenswert: "Weißer Maleranzug", Staubmaske FFP2 und Handschuhe.
Wer viel Platz hat bei der Dachdämmung, z.B. bei Sparrenhöhen von 200 mm und mehr, bzw. wer auf oder unter den Sparren noch eine Dämmstofflage unterbringen kann, der sollte auch an Alternativen zur
Steinwolle denken. →Zellulosedämmung ist z.B. zu empfehlen oder auch die →Hanfdämmung und speziell für die Aufsparrendämmung die →
Holzfaserdämmung.
Noch eine Anmerkung zur Dämmstoffdicke unterm Dach: Für WLG 035 mind. 24 cm einplanen, bei schlechterer Dämmleistung entsprechend mehr. Ökologisch rentieren sich bis zu 1 m Dicke!
Trittschalldämmung:
Steinwolle unter Estrich schneidet in der Ökobilanz besser ab als →EPS. Gegen EPS spricht das giftige
Flammschutzmittel HBCD. Eine gute Alternative zu EPS als Trittschalldämmung sind auch →
Holzfaserplatten.
Quellen
- Kasser, Ueli (Büro für Umweltchemie, Zürich): Dämmstoff-Spider (www.dämmstoff-spider.ch) Zürich, 2009
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www.eco-bau.ch (eco-devis Nr. 363 Geneigte Dächer: Unterkonstruktionen und Deckungen, Bern 2006)
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www.eco-bau.ch (eco-devis Nr. 333 Holzbau: Bekleidungen und Ausbau, Bern 2006)
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www.wecobis.de
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www.natureplus.org/
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www.positivlisten.info
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www.mineralwolle.de
- Mötzl, H., Zelger, T. (Hrsg.: IBO - Österreichisches Institut für Baubiologie und -ökologie, Donau-Universität Krems, Zentrum für Bauen und Umwelt): Ökologie der Dämmstoffe, Wien 2000