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Bauabfälle - Ökobilanz

Bauabfälle

Das Bauwesen ist maßgeblich an der Verursachung von Abfallströmen beteiligt. Vom gesamten Abfallaufkommen in Deutschland stellen die Baureststoffe über 80%. Jährlich fallen ca. 88 Mio. t Bauschutt, Straßenaufbruch und Baustellenabfälle an. Ziel des Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes ist es, die Menge der verwertbaren, aber heute noch abgelagerten Bauabfälle deutlich zu vermindern und im Massenbaustoffbereich eine hochwertige Verwertung in Bauprodukten zu fördern. 1996 wurden bereits etwa 50 Mio. t Bauabfälle vorwiegend im Straßenbau verwendet.

Bestandteile

Baureststoffe und Abbruchmassen
Bodenaushub
Mutterboden, Sand, Kies, Lehm, Ton, Steine, Fels
Straßenaufbruch
bituminös oder hydraulisch gebundene Stoffe, teerhaltige oder teerbehaftete Substanzen, Pflaster und Randsteine, Sand, Kies, Schotter
Bauschutt
Erdreich, Beton, Fliesen, Ziegel, Kalksandstein, Porenbeton, Bims, Mörtel, Blähbeton, Mineralwolle
Baustellenabfälle
Holz, Kunststoffe,
Papier, Pappe, Metalle,
Kabel, Farben, Lacke,
Klebstoffe, Glas

Rückbau

Entsorgung
Tab. 1
Verwertung
Tab. 1
Rückbauaufwand
keine Angaben

Zusammenfassung

Baureststoffe fallen im Hochbau in der Regel im Rahmen von Instandsetzungen, Funktionsänderungen bzw. Umnutzungen sowie beim Abbruch am Ende der Nutzungsphase an. Lt. Kreislaufwirtschaftsgesetz sind die dabei anfallenden Stoffe nach dem EU-Abfallbegriff als Abfall zu deklarieren. Dabei schließt der Begriff Abfall auch Materialien ein, die bisher als Reststoffe oder Wirtschaftsgüter bezeichnet wurden. Es wird zwischen Abfällen zur Beseitigung und Abfällen zur Verwertung unterschieden, wobei eine Verwertung sowohl stofflich als auch thermisch in Frage kommt.
Der Wiedereinsatz der Gebäudesubstanz ist, wie am Beispiel Bauschutt, nicht nur auf stofflicher Ebene möglich. Prinzipiell gilt, je geringer der Umformungs- und Aufbereitungsaufwand, desto größer sind, zumindest was die Herstellung betrifft, die ökologischen Einsparpotenziale. Prinzipiell sind die Einsatzlevel Materialebene, Baustoffebene, Bauteilebene und Gebäudeebene denkbar.
Heute findet ein Recycling bis auf wenige Ausnahmen nur auf Material- oder Baustoffebene statt. Die Voraussetzungen für einen Wiedereinsatz ganzer Bauteile sind aufgrund der Bauweisen des heutigen Gebäudebestandes nicht gegeben. Voraussetzung für wiederholte Einsätze von Bauteilen wären demontierbare Bauweisen.
Ein kurzer Überblick über den Einsatz von Baureststoffen wird in Tab. 1 dargestellt. Es ist zu erkennen, dass Baureststoffe i.d.R. nur in Bereichen mit untergeordneten Anforderungen eingesetzt werden. Vom Grundsatz her ist Recycling ein Einsatz auf gleichem Qualitäts- und Wertschöpfungsniveau. Deshalb ist für die übliche Einsatzform der Baureststoffe der Begriff Downcycling eher zutreffend.
Über die im Jahre 1996 angefallenen Mengen an Baureststoffen (ohne Erdaushub) gibt die Abb. 1 Auskunft. In Abb. 2 ist die Verwendung mineralischer Baureststoffe für das gleiche Jahr nach Menge und Anwendungsgebiet aufgeschlüsselt. Es ist zu erkennen, dass der überwiegende Teil der Baureststoffe im Straßenbau eingesetzt wird. Anwendungen im Hochbau spielen bis dato keine Rolle. Seit Einführung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes gelten jedoch bei der Entsorgung von Gebäuden festgelegte Grundsätze und einschlägige Bestimmungen. Diese lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- Weitgehende Wiederverwendung von Bauteilen durch Reparatur und Instandsetzung (oberstes Ziel: Vermeidung von Abfällen),
- Trennung von Sonderabfällen und anderen besonders umweltgefährdenden Stoffen von der übrigen Baurestmasse und deren umweltgerechte Entsorgung nach dem Stand der Technik,
- weitgehend stoffliche Verwertung von Baustoffen mit dem Ziel einer hohen Qualität gemäß den Anforderungen des Recyclingkonzeptes von Recyclingbetrieben, Herstellern oder Verbänden,
- optimale thermische Nutzung von nicht verwertbaren, brennbaren Baustoffen (als Ersatzbrennstoff) z.B. in Zementwerken, Altholz- oder Müllverbrennungsanlagen,
- Ablagerung von nicht verwertbaren und nicht brennbaren Baustoffen auf einer Deponie.
Fazit:
Vor dem Hintergrund der jährlich anfallenden Mengen an Baureststoffen kann auch im Bauwesen ein Recycling nicht mehr ignoriert werden. Für die Zukunft wird ein weiter steigendes Aufkommen an Baureststoffen bei gleichzeitig knapper werdenden Deponieräumen prognostiziert. Der Gesetzgeber stellt im Rahmen des Kreislaufwirtschaftsgesetzes die Forderung nach einem Schließen der Stoffkreisläufe, wobei jedoch ein Schließen der Stoffkreisläufe nicht notwendigerweise die ökologisch günstigste Variante bedeutet.
Recycling ist nicht nur aus dem Blickwinkel der Entsorgungsproblematik zu sehen. Als ebenso wichtig gilt es, die Primärrohstoffe zu substituieren. Dies ist insbesondere wegen der Rohstoffabhängigkeit der Bauindustrie von Bedeutung. Neue Steinbrüche oder Kiesgruben (Kies) werden heute nicht mehr ohne weiteres genehmigt. Zudem ist zumindest regional mit einem Versiegen abbauwürdiger Rohstoffvorkommen zu rechnen.

Quellen

- Eyerer, Peter; Reinhardt, Hans-Wolf: Ökologische Bilanzierung von Baustoffen und Gebäuden, Basel 2000
- Schießl, P.; Müller, Ch.; Hohberg, I. (Institut für Bauforschung, Aachen): Umweltverträglichkeit von Recyclingmaterialien (Forschungsbericht F 469), Aachen 1996

Die vorliegenden Datenblätter wurden mit freundlicher Genehmigung des Blok Verlag dem Buch "Nachhaltiges Bauen in der Praxis" entnommen.

Verfasser der Baustoff-Datenblätter:
Bernhard Kolb, seit über 30 Jahren tätig im Bereich energieeffizientes und nachhaltiges Bauen. Zahlreiche Veröffentlichungen zum Thema.

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