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Gips - Ökobilanz

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Hergestellt aus Gipsstein CaSO4 · 2H2O (Dihydrat) durch Brennen und z.T. mit werkseitig zugegebenen Zusätzen zur Erzielung bestimmter Eigenschaften. Beim Brennen wird das gebundene Kristallwasser ganz oder teilweise ausgetrieben. Rohstoffbasis sind REA-Gips oder Naturgips. REA-Gips ist i.d.R sehr rein, während Naturgipse häufig 5-20% Ton und Kalk enthalten. Verwendung: als Stuckgips, Putzgips, Ansetzgips, Estrichgips, Fugen- und Spachtelgips, für Gipskartonplatten/Gipsfaserplatten, Wandbauplatten etc.

Herstellung

Energieverbrauch (Graue Energie)
Gipsstein
(Calciumsulfat-Dihydrat)
ca. 38 MJ/t
Anhydrit

ca.515 MJ/t
Stuckgips
(β-Calciumsulfat-Halbhydrat)
ca. 1471 MJ/t
Estrichgips
(α-Calciumsulfat-Halbhydrat)
ca. 3249 MJ/t
Schadstoffe
vorwiegend aus Verbrennungsprozessen der Energiebereitstellung
Bestandteile
Gips (Naturgips bzw. REA-Gips ) ohne Zusätze: Stuckgips, Putzgips
Gips mit Zusätzen: Fertigputzgips, Haftputzgips, Maschinenputzgips, Ansetzputzgips, Fugengips, Spachtelgips (je nach Anwendung anorganische Zuschläge und Füllstoffe wie z.B. Sand, Perlite, Vermiculite oder chemische Porenbildner etc. sowie Zusatzmittel wie z.B. Verzögerer, Beschleuniger, Haftmittel, Plastifizierer etc.)
Verfügbarkeit der Rohstoffe
Naturgips: begrenzt
REA-Gips: begrenzt (auf Kapazitäten der Kohlekraftwerke)

Nutzung

Schadstoffe bei der Verarbeitung am Bau
Grenzwerte und Einstufungen für Feinstaub:
MAK-Wert 6 mg/m³ (alveolengängige Fraktion)
Schadstoffbelastung im eingebauten Zustand
nein

Rückbau

Entsorgung
deponierbar als Bauschutt
Verwertung
Recycling derzeit nur bei sehr sauberen, sortenreinen Abfällen durchführbar
Rückbauaufwand
gering bis hoch

Zusammenfassung

Baugipse bestehen aus abbindefähigen Calciumsulfaten mit oder ohne Zusatzmittel. Ca. 33 % der Gipse werden zur Herstellung von Gipsplatten verwendet. Die Produkte können aus den natürlichen Rohstoffen Gips (Dihydrat) und Anhydrit oder aus REA-Gips (Gips aus Rauchgas-Entschwefelungs-Anlagen der Kohlekraftwerke) hergestellt werden. Naturgips wird in Deutschland sowohl im Tagebau als auch unter Tage abgebaut. Ergiebige Abbaugebiete liegen in Bayern (Franken), Baden-Württemberg, Nordhessen, Niedersachsen (Solling + Harz), Thüringen (Südharz + Saale-Orla-Kreis). Untertage abgebaut wird u.a. in Hüttenheim (Bayern), Stadtoldendorf (Niedersachsen), Neckarzimmern (Baden-Württemberg), Lamerden (Hessen) und Kröpla (Thüringen). Die Gipsindustrie betreibt etwa 50 Werke in Deutschland.
Nachhaltigkeit:
Die meisten Gipswerke befinden sich in der Nähe der Abbaustätten (Naturgips) bzw. auch direkt an Großkraftwerkstandorten (REA-Gips). Die Ressourcen von REA-Gips sind abhängig von der Qualität der Kohle und der Zukunft der Kohlekraftwerke. Durch den Ausbau der Braunkohlekraftwerke in den neuen Bundesländern ist die Verfügbarkeit an REA-Gips im Jahr 2000 auf 6,3 Mio. t gestiegen (Rohstoff-Äquivalent ca. 5 Mio. t) und kann damit gut die Hälfte des deutschen Gipsbedarfes decken. Zur Schonung der natürlichen Gipsressourcen und der schützenswerten Landschaften sollte zunächst der REA-Gips verbraucht und der weitere Bedarf mit Naturgips gedeckt werden. Gemäß einer Untersuchung (Beckert-Studie) sind die REA-Gipse mindestens so rein wie Naturgipse. Gipsprodukte aus 100 % REA-Gips konnten in der Vergangenheit mit dem Umweltzeichen RAL-UZ 60 gekennzeichnet werden. Weil die Gipsindustrie Wettbewerbsnachteile für Naturgipsprodukte befürchtet, wurde vom Umweltzeichen jedoch kein Gebrauch gemacht. In der Folge hat das Umweltbundesamt den Blauen Engel für Gipsprodukte wieder zurückgezogen.
Gipse werden zum Teil als ungebrannte Rohstoffe Calciumsulfat-Dihydrat und Anhydrit (z.B. als Abbinderegler in der Zementindustrie) verwendet, mehr als 80 % der Fertigprodukte sind jedoch als Brennprodukte β-Calcium-sulfat-Halbhydrat (z.B. für Stuckgips) und als α-Calciumsulfat-Halbhydrat (z.B. für Estrichgips) im Einsatz.
Der Gesamtverbrauch an nicht erneuerbarer Primärenergie ist bei Herstellung der ungebrannten Produkte gering und beträgt bei Gipsstein ca. 38 MJ/t und bei Anhydrit 515 MJ/t. Wesentlich höher aufgrund aufwendiger Brennprozesse liegt er bei β-Gips mit ca. 1471 MJ/t und insbesondere bei α-Gips mit 3249 MJ/t. Als Energieträger werden vorwiegend Heizöl und Erdgas eingesetzt. Das Treibhauspotential ist bei α-Gips mit ca. 215 kg CO2-Äq./t vergleichsweise hoch und wird zu 85 % durch die Brennprozesse dominiert.
Für die Nachnutzung von Gipsprodukten zeichnen sich bislang nur wenige Verwertungsmöglichkeiten ab. Nur absolut saubere, sortenreine Gipsabfälle können in den Produktionskreislauf zurückgeführt werden. Gipsplatten, Gipsputze und -spachtelungen werden i.d.R. mit dem Mauerwerk entsorgt. Hohe Gipsanteile im Bauschutt stellen einen Störstoff beim Recycling von Beton oder Mauerwerk dar und sollten deshalb möglichst getrennt erfasst werden. Für Gipsprodukte fehlt bislang ein eigenständiges Sammelsystem.
Fazit:
Die Verfügbarkeit der Grundstoffe Naturgips und REA-Gips ist mittelfristig noch ausreichend, langfristig jedoch begrenzt oder unsicher. Aufgrund seiner Herkunft als Nebenprodukt der Kohlekraftwerke weist REA-Gips im Vergleich mit Naturgips das günstigere ökologische Profil auf.
Das Recycling von Gipsprodukten ist wenig rentabel und deshalb bislang nur unzureichend organisiert.

Praxistest

Ob REA-Gips oder Naturgips - wegen fehlender Kennzeichnung kann der Verbraucher die Herkunft des Rohmaterials nicht erkennen. Was tun? Zu Spezialgipsen wie Ansetzbinder, Fugenspachtel, Stuckgips, Elektrikergips etc. gibt es keine Alternative.
Anstelle von Gipskartonplatten und Gipsfaserplatten können Lehmbauplatten eingesetzt werden. Gipsbauplatten ergeben allerdings eine malerfertige Oberfläche, Lehmbauplatten müssen erst noch verputzt werden.
Eine Alternative zu Gipsestrich (Anhydritestrich) ist Zementestrich oder besser noch Holzfaserplatte + OSB-Platte.
Gipsputz läßt sich gut durch Lehmputz ersetzen.

Quellen

- www.wecobis.de (Gips)
- www.natureplus.org/
- www.positivlisten.de
- Eyerer, Peter; Reinhardt, Hans-Wolf: Ökologische Bilanzierung von Baustoffen und Gebäuden, Basel 2000
- www.eco-bau.ch (eco-devis Nr. 643 „Gipserarbeiten: Trockenbau Wände“, Hochbauamt des Kantons Bern, 2001)
www.eco-bau.ch (eco-devis Nr. 671 „Gipserarbeiten: Innenputze und Stukkaturen“, Hochbauamt des Kantons Bern, 2001)

Die vorliegenden Datenblätter wurden mit freundlicher Genehmigung des Blok Verlag dem Buch "Nachhaltiges Bauen in der Praxis" entnommen.

Verfasser der Baustoff-Datenblätter:
Bernhard Kolb, seit über 30 Jahren tätig im Bereich energieeffizientes und nachhaltiges Bauen. Zahlreiche Veröffentlichungen zum Thema.

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