Mörtel/Putze
Kunststoffputze sind Putze als Beschichtungen mit organischen Bindemitteln. Als Innenputz müssen mindestens 4,5 M.-%, für andere
Kunststoffputze mindestens 7 M.-% Polymerisatharz als Bindemittel enthalten sein.
Verwendung: vorwiegend als Deckschicht außenliegender
Wärmedämmverbundsysteme, als Kunstharz-Strukturputz für innen und außen, als Beschichtung von Fertigteilen oder Holzspanplatten (Fertighausbau)
Herstellung
Energieverbrauch (Graue Energie)
Kunstharzputz (außen)
(11% organ. Bindemittel, 0,6%
Lösemittel, 2,45% Zusatzmittel)
11,4 MJ/kg
Silikonharzputz (außen)
(5% organ. Bindemittel, 1,6%
Lösemittel, 3,5% Zusatzmittel)
12,4 MJ/kg
Silikatputz (außen)
(8% Wasserglas, 4,8% organ. Bindemittel, 0,9%
Lösemittel, 2,6% Zusatzmittel)
ca. 12 MJ/kg
Lehmputz (innen)
0,343 MJ/kg
Kalkzementputz (außen)
ca. 1,5 MJ/kg
Schadstoffe
- Emissionen und Abfälle vor allem bei Herstellung
Bestandteile (in Massen-%)
Beispielrezeptur Kunststoffputz außen:
- 86,4% Zuschläge (Marmorsand)
- 12% Bindemittel
- 1,2% Zusätze
- 0,4%
Lösemittel Beispielrezeptur Kunststoffputz innen:
- 93,6% Zuschläge (Marmorsand)
- 5,6% Bindemittel
- 0,6% Zusätze
- 0,2%
Lösemittel Verfügbarkeit der Rohstoffe
- ausreichend für Füllstoffe ( Sand)
- begrenzt für Kunststoffdispersionen u. organische Bindemittel (Erdölprodukte)
Nutzung
Schadstoffe bei der Verarbeitung am Bau
- wie Dispersionsfarben
Schadstoffbelastung im eingebauten Zustand
- bei Innenanwendung Emissionen aus Kunststoffen und
Lösemitteln möglich
Rückbau
Entsorgung
- Bauschuttdeponie; Abfälle mit größeren Kunststoffanteilen müssen thermisch vor- behandelt werden
Verwertung
- bei höheren Kunststoffanteilen keine Verwertung zu Recycling-Kies/Sand möglich
Rückbauaufwand
- hoch
Zusammenfassung
Kunststoffputze bestehen meist aus einer Kunststoffdispersion, Füllstoffen und organischen Bindemitteln. Sie werden verarbeitungsfertig in Wasser und/oder
Lösemittel gelöst vom Herstellerwerk geliefert oder als Trockenprodukt auf der Baustelle mit Wasser angemischt. Als Bindemittel eignen sich Polyesterharze (UP), Epoxidharze (EP) und Polymethylmethacrylat (PMMA). Es können zusätzlich Entschäumer, Filmbildner und sonstige chemische Hilfsmittel enthalten sein. Für den Einsatz an hochwärmegedämmten Fassaden enthalten
Kunststoffputze i.d.R. Fungizide und Algizide. Bzgl. Rezepturen sind die in der Mehrzahl mit wässrigen Dispersionen hergestellten
Kunststoffputze mit Dispersionsfarben vergleichbar.
Kunstharzmörtel besitzen eine kürzere Erhärtungszeit als
Zementmörtel, sowie eine hohe Festigkeit und Haftung zwischen Bindemittel und Zuschlag. Es sind wenige Millimeter dicke Putzschichten und ein Haften auf einer Vielzahl von Untergründen möglich. U.a. werden
Kunststoffputze deshalb zunehmend auch für die Renovierung von Innenwänden im Altbau eingesetzt.
Nachhaltigkeit:
Kunststoffputze bestehen zum überwiegenden Teil aus mineralischen Füllstoffen (Quarz,
Kalkstein- oder Marmorsande). Das ökologische Profil dieser Putze wird jedoch hauptsächlich durch die organischen Bindemittel geprägt. Deren Herstellung erfolgt in der chemischen Industrie durch Erdölspaltung, Destillation, Synthese der Ausgangsverbindungen, Polymerisation und Kunstharzreinigung. Somit ist der Energieeinsatz bei Herstellung der
Kunststoffputze sehr hoch, im Vergleich liegt er beim 5-6-fachen der rein mineralischen Erzeugnisse.
Kunststoffputze können eine bedeutende Quelle für Emissionen aus den enthaltenen Kunststoffen und organischen
Lösemitteln sein, bei den wässrigen Dispersionen dürften die Emissionen jedoch eher gering ausfallen. Zum Emissionsverhalten der
Kunststoffputze finden sich in der Literatur bislang nur wenige Angaben.
Beim Rückbau werden
Kunststoffputze als Bauschutt entsorgt. Ein Recycling ist derzeit nicht möglich.
Fazit:
Bei der Anwendung als Deckputz von Wärmedämm-Verbundsystemen (
WDVS) ist der Einsatz von
Kunststoffputzen gegenüber den mineralischen Putzen (z.B. Leichtputz) langfristig von Nachteil, da die Materialeigenschaften der Kunststoffbindemittel von Temperaturänderungen erheblich beeinflusst werden. Infolge Alterung (Verspröden) der Kunststoffe erhöht sich insbesondere an sonnenbeschienenen Fassaden die Rissgefährdung der
Kunststoffputze. Bei Innenputzen ist eine Rissbildung infolge Temperaturspannungen i.allg. nicht gegeben, es können jedoch Emissionen von den enthaltenen Kunststoffen und
Lösemitteln ausgehen. Die im Gefahrstoff-Informationssystem (GISBAU) unter dem Produkt-Code M-DF01 zusammengefassten Produkte enthalten praktisch keine
Lösemittel.
Insgesamt ist zu
Kunststoffputzen keine generell gültige ökologische Aussage möglich, da der Anteil an organischen
Lösemitteln und die Quantität und Qualität der beigefügten Kunststoffe nicht bekannt sind, diese Stoffe aber das ökologische Profil stark beeinflussen. Aufgrund der vielen Unbekannten bleibt auch offen, inwieweit die Abfälle als Bauschutt deponierbar sind oder eine vorherige thermische Behandlung notwendig wird.
Quellen
-
www.baubook.at
- Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA): Schadstoffverhalten von Baustoffen, Dübendorf 1997
- eco-devis Nr. 348 „Außenputze“, Trägerverband eco-devis (Hrsg.) c/o Hochbauamt des Kantons Bern, 2000